Der »Türkenstreik« bei Ford

Einer der bekanntesten Arbeitskämpfe von Migranten in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte war der sogenannte Türkenstreik im Kölner Werk des Automobilherstellers Ford im August 1973. Vorausgegangen war die Entlassung von 300 türkischen Arbeitskräften, die zu spät aus dem Sommerurlaub zurückgekommen waren. Dies war der Anlass, aber nicht der alleinige Grund für die spontane Arbeitsniederlegung. Der Protest entstand auch wegen der Unzufriedenheit mit den schlechten und als diskriminierend empfundenen Arbeitsbedingungen am Fließband, wo die meisten der 12.000 türkischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war.

Der Streik, der am Anfang von deutschen und türkischen Beschäftigten gemeinsam getragen wurde, endete mit einer Niederlage der Ausländerinnen und Ausländer, als die Auseinandersetzung zu einer Konfrontation zwischen Deutschen und Arbeiterinnen und Arbeitern anderer Nationen eskalierte. Dazu beigetragen hatten der Ford-Betriebsrat und die IG Metall, die den Streik nicht unterstützen.

Die tumultartigen Szenen, die sich im Verlauf des Streiks bei Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Gegendemonstrantinnen und -demonstranten entwickelte, führte auch überregional dazu, Ausländerinnen und Ausländer pauschal als Problemgruppe zu diffamieren. Die Aussage der Bild-Zeitung »Das sind keine Gäste mehr« [1] spiegelte die Gedanken vieler wider [2].

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Quellenangaben

  1. Bild-Zeitung, 7.9.1973.
  2. Vgl. dazu Hunn, K.: »Nächstes Jahr kehren wir zurück …«, Die Geschichte der türkischen „Gastarbeiter“ in der Bundesrepublik.
    Göttingen 2005, S. 243–261.