Thaissja Bakal
»Jüdisch zu sein bedeutet für mich, dass ich weiß,
dass meine Gemeinde und meine Freunde
immer hinter mir stehen.«
— Thaissja Bakal
Schon häufig war sie in Israel, spricht hebräisch, liest Bücher über ihre Religion und bezeichnet das Judentum als ihre Glaubens- und Lebensphilosophie. Thaissja Bakal oder Taja, wie ihre Freunde sie nennen, ist bereits seit ihrer Kindheit im Jugendzentrum der Jüdischen Kultusgemeinde Trier aktiv. Ihre Mutter Jeanne Bakal ist durchaus Vorbild, weil sie derzeit die Vorsitzende der Kultusgemeinde ist.
Taja interessierte sich schon früh für den jüdischen Glauben, fuhr zu jüdischen Feriencamps, so genannten Machanot, die jeweils im Sommer und im Winter für jüdischeJugendliche stattfinden. „Ich bin im Jugendzentrum quasi aufgewachsen und habe hier als Kind mit meinen Freunden meine Bat-Mizwa gefeiert“, sagt sie. Auch heute noch ist die tatkräftige, junge Frau mit Herzblut in „ihrem“ Jugendzentrum aktiv und begeistert die Kinder und Jugendlichen für die unterschiedlichsten Aktionen, u.a. für die Teilnahme an der Jewrovision, dem größten Musik- und Tanzwettbewerb jüdischer Jugendzentren in Deutschland.
Über das Judentum zu informieren und Vorurteile abzubauen ist für die Journalismus-Studentin Ziel ihrer Aktivitäten - auch über das Jugendzentrum hinaus. Sie engagiert sich bei „Meet a Jew“, einem Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden, das sich 2020 aus dem Zusammenschluss der erfolgreichen jüdischen Projekte „Rent a Jew“ und „Likrat – Jugend & Dialog“ heraus entwickelte. Bereits als Schülerin gab Taja in Schulklassen Einblicke in die Vielfalt des jüdischen Lebens. So gelingt es, das oft abstrakte Bild von „den Juden“ aufzubrechen und eine Vielzahl von authentischen, jüdischen Gesichtern und Perspektiven kennen zu lernen. “Man spricht viel über Juden, aber mit jungen Jüdinnen und Juden sind die wenigsten je in Kontakt gekommen. Man sieht einem Menschen das Jude-Sein ja nicht an“, betont sie.
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Bedecke deine Augen mit der rechten Hand und spreche: Schema Israel
Sofiya Usach ist Leiterin des jüdischen Jugendzentrums in Trier und ehemalige Studentin an der Hochschule Trier. Schon lange kennen sie und Taja sich von ihrer gemeinsamen Arbeit im Jugendzentrum. Tajas gelebter, tiefer Glaube inspirierte Sofiya dazu, sie als Teilprojekt in ihre Masterarbeit im Studiengang Kommunikationsdesign mit einzubinden, in der sie Freunde und Bekannte porträtiert, die wie sie aus einer anderen Kultur stammen, aber in Deutschland leben oder sogar aufgewachsen sind.
„Die Kultur unserer Eltern und Vorfahren tragen wir in uns. In meinem Projekt will ich ihre Schönheit und Individualität sichtbar machen, indem ich das entsprechende, traditionelle Ornament meinen Modellen auf die Haut male, bevor ich sie fotografiere“, heißt es in ihrer Arbeit.
So verschmelzen auf Tajas Haut in Goldornamente eingebettete, hebräische Zitate aus dem Schema Israel, dem jüdischen Glaubensbekenntnis und dem Bekenntnis zum Judentum, in eine ästhetisch anspruchsvolle Fotoarbeit.
In Sofiyas Masterarbeit kommentiert Taja Auszüge des jüdischen Gebets:
Taja:
Bedecke deine Augen mit der rechten Hand und spreche -Schema Israel
Schema Israel:
Du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deiner ganzen Kraft.
Taja:
Und ich liebe und lebe mit meinem Herzen, meiner Seele und meiner Kraft nicht nur meine Religion, sondern auch all das, was sie mit mir macht. Sie bedeutet sowohl Gott als auch Kultur. Ihre Traditionen und Bräuche sind ein Teil von mir. Diese Liebe und Dankbarkeit begleitet mich beim Aufstehen, beim Tanzen, beim zu Bett gehen, beim Zelebrieren von Festen und Ereignissen, bei gemeinsamen Mahlzeiten mit meinen Liebsten. Ich bin jüdisch und zwar immer und überall.
Schema Israel:
Diese Worte, die Ich dir heute befehle, seien in deinem Herzen, schärfe sie deinen Kindern ein und sprich davon, wenn du in deinem Haus sitzest, und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich nider legst, und wenn du aufstehst.
Taja:
Im Judentum hat alles eine tiefere Bedeutung. Die Worte Gottes faszinieren mich und ich werde sie weitertragen, diese kostbaren Lebensweisheiten, Anekdoten und Geschichten. So wie meine Uroma sie meinen Geschwistern und mir erzählte, so möchte auch ich diese meiner eigenen Familie irgendwann erzählen und so erzähle ich sie auch den Kindern in unserem Jugendzentrum und auf jüdischen Ferienlagern. Die Weitergabe ist das, was das Judentum am Leben hält!
Schema Israel:
Binde sie zum Zeichen an deine Hand, sie seien zum Stirnschmuck zwischen deinen Augen.
Taja:
Diese heiligen Worte verzieren nun meine Arme. Ich trage sie auf und unter meiner Haut. Dieses Gebet ist mein Anker in schwierigen Situationen, die mir ausweglos erscheinen, aber auch ein Ausdruck meiner Dankbarkeit in besonders schönen Momenten in meinem Leben. So zieht sich das Schema Israel nicht nur durch diesen Text, sondern auch wie ein roter Faden durch mein Dasein.