Die Flucht

Am 24. Februar 2022 löste der Krieg zwischen der Ukraine und Russland internationale Bestürzung aus. Innerhalb kürzester Zeit verloren Menschen ihr Hab und Gut, Lebensmittel und Dinge des täglichen Lebens wurden rar. Sie packten Koffer und Rucksäcke, vielfach nur mit Dokumenten bestückt, um ihre Identität zu sichern. 

Bereits im ersten Kriegsjahr verließen 44.284 Menschen die stark umkämpften Städte Donetsk, Luhansk, die Universitätsstadt Charkiw, eine der am stärksten betroffenen Städte sowie Mariupol, Bachmut oder die ukrainische Hauptstadt Kyjiw. Innerhalb ihres Landes suchten sie vornehmlich Schutz in der Region Transkarpatien im äußersten Westen oder der Stadt Uschgorod, nahe der Grenze zur Slowakei und Ungarn, in der sich die Einwohnerzahl hierdurch nahezu verdoppelte. Vor allem Familien haben sich aufgrund des militärbedingten Ausreiseverbots für ihre Söhne und Männer dazu entschieden, in der Heimat zu bleiben. Auch haben noch immer Viele die Hoffnung auf ein absehbares Kriegsende oder möchten ihre vertraute Umgebung und Sprache nicht aufgeben. 

Die Anzahl der Binnenflüchtlinge hat sich seit Kriegsbeginn aufgrund der Konzentration der Kämpfe auf den Osten der Ukraine verlagert und betrug im Juli 2023 rund 5,7 Millionen, darunter etwa eine Million Kinder.

Vorwiegend Frauen und Kinder nahmen die Flucht in die angrenzenden Aufnahmeländer Polen, Belarus, Rumänien, Republik Moldau, Ungarn, Slowakei oder Slowenien auf sich. Sie verließen mit ihren Autos, zu Fuß oder mit kostenlosen Evakuierungszügen, die vom 24. Februar an mehr als vier Millionen Menschen in Sicherheit brachten, ihr Zuhause. Manche folgten sogar Angeboten von Postauslieferern, die auf Facebook ihre Beförderungsdienste per Postauto offerierten. Sie alle nahmen überfüllte Züge, nicht enden wollende Wartezeiten an den Grenzen und mögliche Übergriffe der russischen Soldaten in Kauf. 

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In Europa leben seit Beginn 2025 rund 6,3 Millionen ukrainische FlüchtlingeDeutschland und Polen sind die Hauptaufnahmeländer innerhalb der EU, wobei Deutschland rund 1,24 Millionen und Polen etwa 993.795 ukrainische Flüchtlinge registriert[1]. Die anhaltende Vertreibung hat viele Menschen traumatisiert. Ihre Ressourcen, mit dem Verlust von Heimat, Arbeit, Einkommen oder Fluchterlebnissen fertig zu werden sind erschöpft. Der schwerste, bewaffnete Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg fordert seinen Tribut.

Aktivierung der Massenzustromrichtlinie

Laut Beschluss des Europäischen Rats behalten ukrainische Kriegsflüchtlinge ihren Schutzstatus bis zum 4.März 2025.

Erstmals trat in der Geschichte der EU die Massenzustromrichtlinie (Richtlinie 2001/55/EG) in Kraft, die ohne langwierige Asylverfahren einer großen Anzahl von Flüchtenden raschen, zeitlich begrenzten Schutz gewährt. Die Richtlinie trat am 4. März 2022 in Kraft, nachdem sich alle Innenminister der EU-Staaten einstimmig dafür aussprachen und seitens des Rats für Justiz und des Inneren der EU aktiviert wurde. Die Richtlinie soll zu einer ausgewogenen Verteilung der Geflüchteten innerhalb der EU beitragen und sichert den Menschen Unterbringung, soziale Leistungen, Bildung und Arbeit im Aufnahmeland zu. Sie sieht ohne Asylverfahren und individuelle Prüfung eine gleichlaufende Anerkennung von Ukrainerinnen und Ukrainern innerhalb der EU vor. 

Ursprünglich wurde die Massenzustromrichtlinie 2001 im Rahmen des ehemaligen Jugoslawienkriegs erlassen, trat jedoch nie in Kraft.


„Die EU wird die ukrainische Bevölkerung so lange wie nötig unterstützen. Die Verlängerung des Schutzstatus bedeutet Gewissheit für die mehr als 4 Millionen Flüchtlinge, die in der EU einen sicheren Zufluchtsort gefunden haben.“ 

Fernando Grande-Marlaska Gómez, amtierender spanischer Minister des Innern


Die dramatische Entwicklung löste weltweit eine Welle an humanitärer Hilfe aus. Deutschland unterstützt die Ukraine auf vielfältige Weise – politisch, finanziell, militärisch und humanitär und ist mit 37 Milliarden Euro nach den USA das weltweit größte Geberland.[1]  

Am 27. März 2023 startete die Bundesregierung die Plattform „Wiederaufbau Ukraine“, die das deutsche Engagement für den Wiederaufbau der Ukraine unterstützen, verstärken und nichtstaatliche Akteure miteinander vernetzen soll.

Zu Beginn 2025 hielten sich dem Ausländerzentralregister (AZR) zufolge in Deutschland 1.248.210 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf[2], in Rheinland-Pfalz leben davon 51.300[3]. Sie sind inzwischen die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Rheinland-Pfalz, noch vor syrischen Staatsangehörigen.

In Rheinland-Pfalz lebten 2023 insgesamt 1.134.200 Menschen mit Migrationshintergrund (28 %). Davon verfügten fast zwei Drittel über eine eigene Migrationserfahrung, waren also selbst nach Deutschland zugewandert (63 % bzw. rund 793.000 Personen). Demgegenüber standen rund 341.200 Personen ohne eigene Migrationserfahrung, die zu 76 % die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen.[4] 


[1] Stockholm.diplo.de (24.02.2024)
[2]Quelle Bundesinnenministerium (01.01.2025)
[3] Quelle: MFFKI.rlp.de
[4] MFFKI
 

Der Krieg hat das Leben der Menschen in der Ukraine stark beeinflusst, aber auch globale politische und wirtschaftliche Entwicklungen verändert. Bis Januar 2025 zwang er laut Schätzungen des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) 46,2 Millionen Menschen zur Flucht. Neben den Flüchtlingen zählen die UN rund 32.989 Opfer unter den Zivilisten, wobei die tatsächliche Anzahl wohl deutlich höher liegt.[1]


[1] Quelle: Statista
 

Die humanitäre Krise stellt die Ukraine und die Vereinten Nationen vor große Herausforderungen.

4,4 Millionen Menschen sind der IOM zufolge wieder an ihren Wohnsitz in der Ukraine zurückgekehrt[1] (Stand: August 2024). 

Der Angriffskrieg Russlands hält auch nach drei Jahren[2] mit zunehmender Härte und Zerstörung an. Die genauen Opferzahlen sind unbekannt. Nach Angaben des UNHCR wurden seit Kriegsausbruch weltweit etwa 6,5 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine registriert. Rund 3,7 Millionen Menschen waren Ende 2023 innerhalb des Landes auf der Flucht. Es handelt sich um eine der größten Vertreibungskrisen der Welt. Mehr als 1,4 Millionen Menschen in der Ostukraine haben keinen Zugang zu fließendem Wasser. Die Nato- und EU-Staaten beschlossen umfangreiche Sanktionen gegen Russland. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, liefern Waffen zur Verteidigung des Landes. Unterstützung erhält die Ukraine aber auch durch humanitäre Hilfslieferungen.[3] 


[1]Quelle: IOM Crisis Movements (2024) 
[2] Stand 02/2025
[3] BpB Stand 11.11.2024

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