
Kurzporträt Ukraine
Seiner wörtlichen Übersetzung „Grenzland“ wird die Ukraine aufgrund ihrer Lage wahrlich gerecht. Mit einer Fläche von 603.700 Quadratkilometern ist sie das größte Land Europas, grenzt an Russland und Weißrussland im Osten und im Norden, im Westen an Polen, die Slowakei und Ungarn sowie im Süden an Rumänien und Moldawien. Westlich wird die Ukraine von den Karpaten und dem Schwarzen Meer, südlich vom Asowschen Meer begrenzt. Beide Meere trennt die Halbinsel Krim.
Dneprder längste Fluss der Ukraine sowie drittgrößter Fluss Europas. Einst historische Handelsroute übernimmt er seit Beginn des russischen Angriffskriegs eine zentrale Gefechtsrolle.
In Deutschland ist der drittgrößte Fluss Europas weitgehend unbekannt. In der Ukraine ist er dagegen ein nationales Symbol. An seinen Ufern entstanden die Kyjiwer Rus und der Kosakenstaat als Vorbild nationaler Unabhängigkeit.[1]
[1] Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
Schwarzerde-Böden, die zu den besten Ackerböden
Doch nicht nur mit ihren 33 Millionen Hektar Ackerland und ihrer Position als weltweit wichtigster Exporteur für Sonnenblumenöl kann die Ukraine aufwarten. Ihr Reichtum an fossilen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Titan, Seltene Erden oder Rohstoffe, die für die Herstellung von Elektrofahrzeugen, Mobiltelefonen oder Computern relevant sind, spricht für sich. Alleine das Lithium-Vorkommen wird auf rund 500.000 Tonnen geschätzt.
Kulturelle Vielfalt
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Von jeher ist die Ukraine ein Schmelztiegel der Kulturen, die mehr als 130 Nationalitäten vereint: Ukrainer sowie Krimtataren, Nachkommen zahlreicher ethnischer Gruppen, die auf der Krim lebten oder sie eroberten.
Insbesondere Russen brachten ihre Kultur mit ein. So lag die Zahl der russischen Bevölkerung, die in der Ukraine leben, laut der letzten Volkszählung aus dem Jahr 2001 bei 17,3 Prozent. Darüber hinaus leben weitere Ethnien in der Ukraine, so zum Beispiel Polen, Ungarn, Moldauer, Bulgaren, Armenier, Griechen, Deutsche oder Weißrussen.
Ein Großteil der Ukrainerinnen und Ukrainer spricht Russisch als Zweitsprache, ein guter Teil auch als Muttersprache, insbesondere jene Menschen, die grenznah zu Russland leben, wie etwa in Charkiw.
In den letzten 25 Jahren ist die Bevölkerung um rund ein Fünftel gesunken: von 50,9 Millionen im Jahr 1996 auf 41,4 Millionen im Jahr 2022[2]. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen lebten 2024 – auch bedingt durch die Flucht vor dem Krieg - rund 37,9 Millionen Menschen in der Ukraine.
Die ukrainische Bevölkerung ist unterschiedlichen Glaubensrichtungen zugehörig: Russisch-Orthodox (Moskauer Patriarchat) 26,1 %, Ukrainisch-Orthodox (Kiewer Patriarchat) 50,4 %, Ukrainisch-Orthodox (autokephal) 7,2 %, Griechisch-Katholisch (uniert mit Rom) 8,0 %. Darüber hinaus sind Gläubige kleineren jüdischen, römisch-katholischen und protestantischen Gemeinden zugehörig oder sind Baptisten, Buddhisten, Hinduisten und Atheisten.[3] Die meisten Krimtataren gehören dem Islam an.
[2] Quelle: Kooperation International
[3] Quelle: Statistisches Bundesamt
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Die Ukraine und Deutschland verbindet eine gemeinsame Geschichte, die im Mittelalter durch Handelsbeziehungen und kulturellen Austausch zwischen deutschen Kaufleuten und der Kiewer Rus begann. Mehr als 200 Jahre später, 1763, folgten 30.000 Deutsche, darunter auch Pfälzer, dem "Kolonistenbrief" der russischen Kaiserin Katharina II. (1729 – 1796). Für sie ging es darum, die Gebiete des Russischen Reiches, wozu die Ukraine zu jener Zeit gehörte, zu besiedeln – vor allem im Süden an der Wolga und am Schwarzen Meer. Die Kaiserin hatte diese Gebiete durch ihre Eroberungen dazugewonnen und wollte sie wirtschaftlich als auch staatlich-politisch integrieren.
Zwischen 1764 und 1767 erfolgte mit der Gründung von 104 deutschen Kolonien eine wahre Massenansiedlung im Wolgagebiet nahe der Stadt Saratow. 1897 lebten rund 1,7 Millionen Deutsche im Russischen Reich, beinahe 20 Jahre lang existierte sogar eine „Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“[4]. 1783 annektierte die Kaiserin die Krim „für alle Zeiten“, woraufhin ein Großteil der Krimtataren ins Osmanische Reich floh. Ein Manifest vom 22. Februar 1784, das „alle mit dem Russischen Reich befreundeten Nationen“ einlud, sich in Cherson, Sewastopol und Feodossija anzusiedeln, blieb erfolglos. Erst unter Alexander I. begann ab 1804 eine gezielte Ansiedlung von Deutschen, den so genannten Russlanddeutschen sowie Schweizern und Italienern.
Zu den Russlanddeutschen werden auch die Schwarzmeerdeutschen gezählt, die am Nordufer des Schwarzen Meeres auf dem Gebiet der heutigen Ukraine lebten. Im Süden lebten Krimdeutsche, eine deutschstämmige Volksgruppe, die zu den Ukrainedeutschen gehören und sich auf der Halbinsel Krim niederließ.
Zwischen 1814 und 1842 wanderten rund 9000 Personen aus Baden, Württemberg, dem Elsass, Bayern und dem einstigen Preußen aus und ließen sich in Bessarabien nieder. Jene so genannten Bessarabiendeutschen waren eine Minderheit, die bis 1940 in Bessarabien lebte und heute nahezu aufgelöst ist.
[4] Dalos György, C.H. Beck Verlag 2014, Geschichte der Russlanddeutschen
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