Wege in die Bürgerlichkeit

Gastarbeiter in Deutschland zwischen 1955 – 1973

Diejenigen, die in Deutschland nicht nur schlafen und arbeiten wollten, verließen so schnell wie möglich die Baracken. Die finanzielle Lage zwang viele »Gastarbeiter« jedoch länger in der Fremde zu bleiben als erwartet. Deshalb nutzten sie oft die Möglichkeit, ihre Familie nach einem Jahr nachzuholen, sofern sie einen geeigneten Wohnraum nachweisen konnten. Falls sie überhaupt eine Wohnung fanden, nahmen sie häufig verheerende Wohnverhältnisse und Wucherei in Kauf. 

Das Ehepaars Soi in der eigenen Wohnung.
Die erste eigene Wohnung des Ehepaars Soi.

»Ich habe in fünf Baracken gewohnt. Meine Frau hat viele Male geschrieben: Ich muss mit Dir leben, oder du musst zurück nach Sizilien kommen. (…) Mein Schwager hat dann eine Holzbaracke gefunden, wo vorher Schweine und Kaninchen drin waren, aber es war unsere einzige Möglichkeit. (…) Wenn es regnete floss das Wasser rein. (…) Jeden Abend saßen wir ohne Strom. (…) Mit uns waren auch Schweine, Schweine hier in dieser Baracke. War viel Gestank.«

­— FAZ 24.12.1970


Angesichts solcher Verhältnisse war es noch wichtiger, den Ausländern eine gute Betreuung und kulturelle Einrichtungen zu bieten. Dies sollte ihre Chancen in Deutschland verbessern und ihnen die Möglichkeit geben, die eigene Kultur und den Kontakt zu anderen »Gastarbeitern« und Deutschen zu pflegen.

Viele soziale Einrichtungen boten auch Schlafräume für nachgereiste Familienangehörige an oder schalteten Anzeigen, um so die Menschen bei ihrer Wohnungssuche zu unterstützen.

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