Klementyna Hokun

Es ist die Vielseitigkeit und Präzision, die die Werke der aus Kyjiw stammenden Künstlerin Klementyna Hokun ausmachen: Sensible Porträtmalerei, die künstlerische Ausgestaltung ukrainischer Kirchen oder farbenfrohe aber auch kritische Wandgemälde an Häuserfassaden.

Das kreative Talent hat sie von ihrem Vater geerbt, der als Schauspieler, Regisseur und späterer Direktor der Kyiv Municipal Academy of Variety and Circus Arts tätig war. Bereits mit fünf Jahren zog es sie in die Welt des Varietés und der Kunst, die ihr Vater ihr durch seinen Alltag nahe brachte. 

Als Tochter eines Künstlers und einer Psychologin wurde Klementyna 1972 in Kyjiw geboren. Mit Wehmut blickt sie heute auf ihr Leben in der ukrainischen Hauptstadt zurück, die mit rund 2,9 Millionen Einwohnern[1] bis zum Beginn der russischen Offensive am 24. Februar 2022 Bildungs- und Industriestandort sowie wichtigster Verkehrsknotenpunkt des Landes war. Zahlreiche Kirchen und Klöster bestimmten das Stadtbild. Seiner Bedeutung für die orthodoxe Christenheit verdankt die Metropole seit dem Mittelalter das Synonym “Jerusalem des Ostens”. 

Ihre Erfahrungen und ihr weitereichendes, künstlerisches Portfolio gab Klementyna Hokun als Dozentin am College der Akademie der Schönen Künste im Fachbereich Design sowie an der renommierten EDS - European Design School (EDS) in Kyjiw im Fachbereich Dekoration weiter. Sie leitete Innenarchitekturkurse an der Nationalen Union der Künstler der Ukraine, einer 1938 gegründeten ukrainischen Organisation von Künstlern und Kunstkritikern, in der sie seit 2002 Mitglied ist. Zwischen den 1990er- und 2000er-Jahren widmete sie sich mit Erfolg der Eitemperamalerei. Ihre Werke sind in renommierten Sammlungen in den USA, Kanada, Frankreich und Deutschland zu sehen.

Seit Jahren hat Klementyna Freunde in Wiesbaden. Kurz nach Ausbruch des Krieges luden sie die Künstlerin ein, sie für einige Tage in ihren Urlaub nach Spanien zu begleiten. Mit gepackten Koffern trat sie die Reise an, die zu einem Abschied ohne Wiederkehr werden sollte. 

Durch ihren Kontakt zu der Psychologin Nataliya Möser, die sich im Ukrainischen Verein Mainz e.V. engagiert, ergab sich die Kooperation am Projekt „My Story of Integration“, für dass sie die Teilnehmenden porträtierte.

Was Klementyna Hokun in ihrer neuen Umgebung Deutschland bisher besonders beeindruckt hat: Die Wertschätzung und der Respekt gegenüber anderen Menschen „Hier in Deutschland habe ich zum ersten Mal in meinem Leben gelernt, wieder zu genießen und bin sehr dankbar für die Unterstützung des Ukrainischen Vereins Mainz. Ich möchte gerne in Deutschland bleiben, in der Ukraine habe ich keine Zukunft als Künstlerin.“

Ab 2005 leitete Klementyna Hokun Kunsttherapiesitzungen im Rehabilitationszentrum des Pavlov-Krankenhauses in Kyjiw sowie im Glevacha Regional Psychiatric Hospital. Ihre dortigen Erfahrungen kommen ihr in ihrer neuen Heimat zugute. Als Kunstlehrerin arbeitet sie mit Kindern und jungen Menschen zusammen.

Ihre berufliche Perspektive in Deutschland sieht sie in der Selbstständigkeit, die sie durch eine gezielte Fortbildung auf eine solide Basis stellt.