Thaissja Bakal und Margarita Kotlyarenko


»Es ist uns eine Herzensangelegenheit«

— Thaissja Bakal und Margarita Kotlyarenko


Seit ihrer Kindheit sind Margarita (links im Bild) und Thaissja (rechts im Bild) im Jugendzentrum der Jüdischen Kultusgemeinde Trier aktiv. „Ich bin im Jugendzentrum quasi aufgewachsen und habe dort als Kind mit meinen Freunden meine Bat-Mizwa gefeiert“, betont Thaissja oder Taja, wie ihre Freunde sie nennen.

Taja ist schon als Kind mit ihrer Religion sehr offen umgegangen und informierte bereits in der Grundschule darüber. Sowohl für die Lehrerinnen und Lehrer als auch für Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler war es neu und spannend, von einer Gleichaltrigen zu erfahren, was ihre Religion ausmacht und wie sie sie lebt. Noch heute engagiert sich die Journalismus-Studentin bei der Initiative „Meet a Jew“. Dort klärt sie über das Judentum auf und versucht, Unwissenheit, Klischees und in Folge antisemitischen Haltungen entgegenzuwirken. 

Margarita, die seit einigen Semestern Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz studiert und einmal wöchentlich das jüdische Jugendzentrum ehrenamtlich leitet, wurde 1999 als Tochter eines jüdischen Vaters und einer russisch-orthodoxen Mutter in Kiew geboren. Im Rahmen der jüdischen Zuwanderung aus den ehemaligen Sowjetstaaten entschied sich die Familie, Kiew den Rücken zu kehren, um in Deutschland eine neue Heimat zu finden. 1999 übersiedelte der Vater, ein Jahr später folgte die Mutter mit der einjährigen Margarita. Seitdem lebt die Familie in Trier und besitzt seit 2013 die deutsche Staatsbürgerschaft.

Auch wenn Margarita eine sogenannte Vaterjüdin ist - nach der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, ist nur jüdisch, wer eine jüdische Mutter hat - identifiziert sie sich mit der jüdischen Lebens- und Glaubensphilosophie, die ihr in früher Kindheit durch ihren Vater und die gläubige Großmutter, die bereits in Trier lebte, weitergegeben wurde. „Ich fühle mich als Teil des Judentums und das Judentum ist auch ein Teil von mir“, betont sie. „So gab der Glaube mir auch vor meinem Abitur Kraft“, erinnert sie sich. „Ich ging in die Synagoge um zu beten, da ich etwas brauchte, was mich unterstützt.“

Durch ihr Engagement und die Liebe zu „ihren Kindern“ in der Jüdischen Kultusgemeinde bringen Taja und ihre Freundin Margarita Vieles in der Jüdischen Kultusgemeinde Trier voran, auch im Austausch mit den Jugendzentren anderer jüdischer Gemeinden.

„Ich finde es toll, dass jedes Jugendzentrum in Deutschland seine eigenen Projekte durchführt, es aber dennoch Plattformen gibt, wo sich Jugendliche und ihre Betreuerinnen und Betreuer austauschen können“, betonen die beiden jungen Frauen. Mit Mainz und Saarbrücken findet ein reger Austausch statt und man feiert gemeinsam den Schabbat, den wichtigsten wöchentlichen Feiertag im Judentum. „Es ist wunderbar, in ganz Deutschland Freunde zu haben“, resümiert Margarita.

Die Jewrovision

Ein Höhepunkt ihrer Arbeit ist die Teilnahme an der Jewrovision, dem größten Musik- und Tanzwettbewerb jüdischer Jugendzentren in Deutschland. Mit mehr als 1200 jungen Menschen aus 60 jüdischen Jugendzentren ist die Jewrovision das größte Event der jüdischen Gemeinden in Deutschland sowie der größte jüdische Gesangs- und Tanzwettbewerb Europas. Teilnehmen dürfen jüdische Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren gemeinsam mit dem Jugendzentrum ihrer jüdischen Gemeinde.

Bereits als Kind nahm Taja mit zwei ihrer Freundinnen an der Jewrovision teil. Heute erarbeiten sie und Margarita Bühnenshows mit „ihren“ Kindern, zuletzt 2018 für die Veranstaltung in Dresden, die unter dem Motto „The circle of life“ stand - und das mit Erfolg: Die jungen Akteurinnen und Akteure, die mit dem Team aus Saarbrücken für diese Bühnenshow kooperierten, wurden mit dem sechsten Platz belohnt.

„Es ist immer so schön, den Kindern eine Plattform zu geben, wo sie auf der Bühne stehen“, sagt Taja. „Kostüme, Choreografie, Liedtexte, all das erarbeiten wir gemeinsam. Und das schweißt uns noch einmal mehr zusammen.“

„Das Thema Antisemitismus hat in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen beherrscht. Wir wollen dem etwas entgegensetzen und unser modernes, junges jüdisches Leben zeigen“, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster 2018. „Unsere Jugendlichen setzen sich bei der Jewrovision kreativ mit ihrer jüdischen Identität und zugleich mit ihrer Heimat Deutschland auseinander.“ 

Erstmals trafen sich im Jahr 2002 im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim jüdische Kinder und Jugendliche im Rahmen einer Wochenendfreizeit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST), woraus sich die heutige Jewrovision entwickelte.

March of living - die Reise gegen das Vergessen

Mehrmals schon arrangierte das Jugendzentrum der Jüdischen Kultusgemeinde Trier die Reise nach Polen, um am jährlichen „March of the Living“ teilzunehmen. Weit über zehntausend Jugendliche und junge Erwachsene aus über 40 Nationen nehmen jedes Jahr an der weltweit größten Zeremonie zum Gedenken an die Opfer des Holocaust teil.

Gemeinsam mit vielen anderen Menschen ging auch Taja durch das berüchtigte Tor des früheren Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“.

Bis zum ehemaligen KZ Birkenau führt die jungen Menschen der Weg, in dem von 1940 bis 1945 mehr als eine Million jüdische Menschen sinnlos gequält und brutal ermordet wurden.

Zwischen den Gleisen, über die die Züge mit eingepferchten Menschen ihrem unvorstellbaren Ende entgegenrollten, liegen anlässlich des March of living Botschaften des Gedenkens und Mahnens.

Vorbilder und modernes Judentum

Im Film tauschen sich Margarita und Taja über ihre Rolle als Vorbilder und über modernes, gelebtes Judentum in Deutschland aus.

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