Sükrü Bektas

Geboren 1937 in Tunceli (Türkei), Einreise nach Deutschland im Jahr 1969


»Um meine Familie ernähren zu können, habe ich zwei Arbeitsstellen gleichzeitig gehabt.«

— Sükrü Bektas


 

Sükrü Bektas lebte mit seiner Frau und seinen Kinder in Tunceli (Türkei) als er 1969 beschloss, im entfernten Deutschland zu arbeiten und Geld zu verdienen. Seine Frau, mit der er seit 1963 verheiratet ist, und die Kinder blieben in der Türkei.

Sükrü Bektas fuhr mit dem Zug von Istanbul nach München. Während des dreistündigen Aufenthalts wurde er mit Essen versorgt, bevor es weiter nach Osnabrück ging. Er arbeitete in dem kleinen Ort Welpe. Der Meister des Betriebs und ein Übersetzer empfingen ihn am Bahnhof. 1971 verließ Sükrü Bektas den Ort Welpe und fand Arbeit bei der Firma Steuler in Höhr-Grenzhausen. Sein Cousin arbeitete bereits in Höhr-Grenzhausen und half ihm, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Sükrü   Bektas musste bei Steuler körperlich schwere Arbeit an der Presse verrichten und im Akkord arbeiten. Der Schichtdienst begann entweder um 5.30 Uhr morgens oder um 14.00 Uhr nachmittags; meist arbeitete er zwischen 10-12 Stunden. Nicht selten arbeitete Sükrü Bektas zwei Schichten hintereinander. Außerdem hatte Sükrü Bektas lange Zeit zwei Arbeitsstellen. Zusätzlich war er noch in einer Keramikmanufaktur in der Schulstraße beschäftigt, um seine Familie ernähren zu können.

Alter Pass von Sükrü Bektas

Zehn Jahre lang wohnte Sükrü Bektas im firmeneigenen Wohnheim. Er teilte sich sein Zimmer mit einem Arbeitskollegen. Sie hatten einen eigenen Kühlschrank und eine Gemeinschaftsküche. Die Kantine der Firma nutzte er nur selten. Die Wohnungssuche war sehr schwer und es dauerte lange, bis Sükrü Bektas seine Frau und seine Kinder nachholen konnte. 1976 kam seine Frau mit zwei Kindern dann aus der Türkei; vier weitere Kinder blieben bei Tante und Onkel in Tunceli. Doch die Wohnung, die Sükrü Bektas fand, war zu klein. Daraufhin reiste seine Familie im Sommer 1977 wieder zurück in die Türkei. 1979 wurde eine Werkswohnung der Firma Steuler frei und Sükrü Bektas holte erneut  seine Frau und zwei Kinder nach Deutschland. Es war eine Vorgabe der Ausländerbehörde, vor dem Familiennachzug ausreichend Wohnraum vorzuweisen. So mietete Sükrü Bektas 1980 noch eine zweite Wohnung im oberen Stockwerk an und hatte schließlich die Möglichkeit, auch die anderen vier Kinder nachzuholen. Nach der erneuten Einreise nach Deutschland fiel besonders den Kindern die Eingewöhnung nicht leicht, da einige schon die 8. Klasse in der Türkei besucht hatten. Die deutsche Sprache bereitete ihnen in der Schule viele Schwierigkeiten.

Seit Oktober 2002 ist Sükrü Bektas pensioniert. »Izindeyiz« (auf Deutsch: »Wir haben Urlaub.«), sagt er scherzhaft. Zurück in die Türkei plant er nicht zu gehen. Im Kreise seiner Familie fühlt sich der Vater und Großvater in Höhr-Grenzhausen sehr wohl.

Interview geführt am 22.Oktober 2009 in Höhr-Grenzhausen durch L. Heidrich und C. Niesen.

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