Hüseyin Dogan

Geboren 1941 in Tunceli (Türkei), Einreise nach Deutschland im Jahr 1970


»Keiner hatte damals gedacht, dass wir so lange bleiben.«

— Hüseyin Dogan


 

Bereits im Alter von 14 Jahren verließ Hüseyin Dogan seine Heimat Tunceli und ging ins 1000 km entfernte Istanbul, um dort in der Nähe des Großen Bazars in einem Schuhgeschäft zu arbeiten. Hüseyin Dogan  hatte nur einen kurzen Aufenthalt in Deutschland geplant, als er 1970 mit dem Zug als Tourist aus dem türkischen Istanbul nach München reiste. Im Koffer trug der junge Mann offizielle Papiere seines damaligen Arbeitgebers, einem jüdischen Schuhhändler, bei sich. Er sollte in München eine neue Maschine für das Geschäft kaufen, um danach nach Istanbul zurückzukehren. Mit dem Zug machte sich Hüseyin Dogan auf den Weg nach München. Für die lange Fahrt hatte er etwas zu Lesen und Kleidung dabei. Am Bahnhof in München wurde er von Bekannten abgeholt. Diese konnten ihn überreden, länger als geplant und zum Arbeiten in Deutschland zu bleiben. Hüseyin Dogan kam schließlich nach Montabaur, wo er in der Kreisverwaltung zur Gesundheitsprüfung geschickt wurde. Er erhielt eine Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr. Bei der Firma Niesen in Höhr-Grenzhausen fand er Arbeit.

Nach einem Jahr musste Hüseyin Dogan zurück nach Istanbul und sich offiziell bei der deutschen Verbindungsstelle in Istanbul melden, die für die Vermittlung von Arbeitskräften nach Deutschland zuständig war.  Hüseyin Dogan unterzog sich der dortigen Gesundheitsprüfung und   kehrte im Oktober 1972 nach Deutschland zurück. Angekommen am Bahnhof in München verzichtete er auf die Hilfe der Dolmetscher, er kannte sich dort ja schon aus.

Bei der Firma Niesen war Hüseyin Dogan noch bis zum Konkurs des Unternehmens im Jahr 1980 beschäftigt. Danach arbeitete er vier Jahre auf Montage und bereiste viele Teile Europas. Bis 1990 arbeitete er dann erneut bei Niesen, die den Betrieb inzwischen wieder aufgenommen hatte. In den Jahren 1990-2008 fand er bei Steuler schließlich seine letzte Anstellung. Heute ist Hüseyin Dogan in Rente.

Hüseyin Dogan lebte 12 Jahre im Wohnheim der Firma Niesen in Zwei-beziehungsweise Vier-Bett-Zimmern, bis er für seine Kinder und seine Frau ein Haus finden konnte. Die Firma Niesen half ihm dabei. Zu seinen türkischen und deutschen Kollegen hatte Hüseyin Dogan immer guten Kontakt und verbachte auch die Freizeit mit ihnen. In Höhr-Grenzhausen gefällt es dem Rentner gut, weil es klein ist und man sich kennt. Er fühlt sich heimisch im Westerwald und wünscht sich zur Vereinigung seiner türkischen und deutschen Identität die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft. Besuchsreisen in seine Heimat Türkei macht Hüseyin Dogan jedes Jahr, aber eine vollständige Rückkehr kann er sich nicht vorstellen, da seine Kinder und Enkel in Deutschland leben.

Interview geführt am 22.Oktober 2009 in Höhr-Grenzhausen durch L. Heidrich, C. Niesen.

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