Geschichte(n) mit Volker Gallé

Die rheinland-pfälzische Region Rheinhessen war seit jeher ein Schmelzpunkt der Kulturen. Als „Völkermühle Europas“ bezeichnete der Nackenheimer Schriftsteller Carl Zuckmayer den Landstrich am Rhein und schuf ein damit bis heute stimmiges Synonym.  

Über die bewegte Geschichte des rheinland-pfälzischen Landesteils und so mancher, prominenter Persönlichkeit erzählt der ehemalige Wormser Kulturbeauftragte, Mundartdichter und Liedermacher Volker Gallé.
 

Rheinhessisches Hügelland – Schmelzpunkt der Kulturen

Schon immer wurde die Entwicklung des späteren Rheinhessens durch Ein- und Auswanderung bestimmt. Carl Zuckmayer beschrieb das bunte Treiben in seinem Roman „Des Teufels General“ treffend mit den Worten: »Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann (…). Und dann kam ein griechischer Arzt dazu oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flößer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß… (…) «.

Ein großer Zuzug in das fruchtbare Gebiet zwischen Mainz, Bingen, Alzey, Worms und Oppenheim erfolgte bereits nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648). Um die entvölkerte Region wieder zu besiedeln, warb die Regierung „Neubürger“ durch attraktive Begünstigungen an.

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.

Der Weg zu neuen Kontinenten 

Missernten, Klimawandel, Erbstreitigkeiten oder politische Gründe ließen viele Rheinhessen ihrer Heimat den Rücken kehren. Werber versprachen Ausreisemutigen das freie Leben in Brasilien oder in Nordamerika. Im 18. und 19. Jahrhundert strömten rund 60.000 Menschen aus der Region in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Der zentrale Punkt der Ausreise war Mainz am Rhein. Dort hatten sich zahlreiche Schiffsagenturen etabliert, sodass alleine in den Jahren 1856 bis 1877 etwa 30.000 Menschen die lange Reise ins Unbekannte antraten.

An Bord so manches Auswandererschiffs befanden sich viele Intellektuelle, darunter auch der promovierte Jurist Emil Preetorius aus Alzey, der 1862 in St. Louis eine eigene Zeitung gründete.  Wie er versuchten viele ihrer Verurteilung als Folge der Märzrevolution 1848 zu entgehen.

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.

Rheinhessisches Identitätsverständnis

Weder der Großherzog von Hessen zeigte sich über das frisch erworbene Rheinhessen erfreut noch fühlte sich die nun als rheinhessisch benannte Bevölkerung über ihre neue, unfreiwillige Zugehörigkeit begeistert.

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.

Porträt Volker Gallé

„Rheinhessen ist das Aufeinanderprallen von natürlicher Fülle und spöttischer Zunge“ skizziert das „rheinhessische Urgestein“ Volker Gallé mit Augenzwinkern seine Heimat. Seit rund vier Jahrzehnten ist der 1955 in Alzey geborene Liedermacher, Mundartdichter, Buchautor, Kulturbeauftragter der Stadt Worms und Träger des Bundesverdienstkreuzes in der heimischen Kunst- und Kulturszene aktiv. Die Aufarbeitung rheinhessischer Geschichte(n), Kultur und Mentalität findet sich in zahlreichen seiner Aufsätze und Bücher wieder.

In seiner scharfzüngig- kabarettistischen Art weiß Gallé, Geschichte und Gegenwart, Politisches und Gesellschaftliches zu pointieren. Dabei spannt der studierte Germanist und Ethnologe seinen rhetorischen Bogen vom erdigen Mundartepos bis zum dadaistisch geprägten, rheinhessisch-türkischen Lautgedicht.   

Die Begeisterung für Sprache und für den Dialekt liegt Gallé im Blut. Bereits als Kind stand er mit Spaß vor dem Spiegel und imitierte Fremdsprachen und die ihnen eigene Melodie, ohne sie sprechen zu können.  

Trotz seiner Heimatverbundenheit zog es ihn zunächst, wie so viele andere junge Menschen, aus  der Heimat hinaus in die Welt. 

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.

Das Video von YouTube wird durch Klick oder Touch aktiviert. Dabei werden Daten an den Anbieter übermittelt. Zur Datenschutzerklärung.