Marokko – Land der Vielfalt, Land der Kontraste

Maghreb – Ort an dem die Sonne untergeht – so nannten die Araber das Gebiet im Nordwesten Afrikas, aus denen die Staaten Algerien, Marokko, Mauretanien, Libyen und Tunesien entstanden. Das nordwestlichste Land unter ihnen ist das Königreich Marokko. Hier leben fast 32 Millionen Menschen, die meisten von ihnen in den großen Städten Casablanca, Fez, Marrakesch, Rabat oder Tanger. Die übrigen Bewohner verteilen sich auf 16 Regionen, eingerahmt vom Atlantischen Ozean und Mittelmeer im Westen und Norden, dem Atlas und Rifgebirge im Osten und den Ausläufern der Sahara im Süden.

So kontrastreich wie die Landschaft zeigt sich auch die Bevölkerungsstruktur:

Nomadenfamilie im Zelt
Nomaden, Berber und Araber prägen heute die Gesellschaft, aufgeteilt auf eine Vielzahl von Stämmen und Familien.

Sie verweisen darauf, dass Marokko seit jeher ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen ist, die sich an der Schnittstelle zwischen Afrika und Europa treffen.
Wüstenland: Roter Sand, Dünen, Grasbüschel
Marokko: faszinierende Natur und imposante Kulturgüter bilden einen unvergesslichen Spannungsbogen. Etwa die große, durch Wind geformte Dünenlandschaft Erg Chebbi oder das Mausoleum von Mohammed V. in der marokkanischen Hauptstadt Rabat.

Dementsprechend groß ist die sprachliche Vielfalt des Landes. Neben der Amtssprache Arabisch und dem überall anzutreffenden Französisch herrschen in den Provinzen regionale Sprachen vor.

Staatsoberhaupt des Landes ist König Mohammed VI. In seiner Person vereinigt er eine große Machtfülle. Der König ist gleichzeitig »Oberhaupt der Gläubigen«, »Höchster Vertreter der Nation«, »Symbol der Einheit der Nation« und »Hüter des Islams und der Verfassung«. (2) Sein Wort ist Gesetz, dem aber die Freiheitsliebe und der Unabhängigkeitsdrang der einzelnen Stämme entgegenstehen. Diese Stämme haben es allen Kolonialmächten seit jeher schwer gemacht, das Land zu kontrollieren. Die einzigen Eroberer, die sich dauerhaft halten konnten, waren die arabischen Einwanderer. Sie brachten den Islam als monotheistische Religion mit, der heute Staatsreligion ist. 

Seit Jahrhunderten von Migration geprägt

Marokko gehört zu den Ländern, die seit Jahrhunderten stark von Migration geprägt sind. Dabei wechselten sich die verschiedensten Formen von Ein- und Auswanderungsbewegungen ab oder überlagerten sich. Das ambivalente Verhältnis wird in jüngster Zeit unterstrichen: Marokko, das nur die 14 Kilometer breite Straße von Gibraltar vom europäischen Kontinent trennt, ist eines der bedeutendsten Herkunftsländer für Migranten in der Europäischen Union. Von der Gesamtbevölkerung Marokkos leben drei Millionen im Ausland. Das ist fast jeder zehnte Marokkaner. Allein drei Viertel dieser Auswanderer haben sich in Europa niedergelassen. Sie sind damit nach der türkischen Bevölkerung die zweitgrößte Migrantengruppe auf dem Kontinent. (3) Die wichtigsten Zielländer sind in absteigender Reihenfolge Frankreich, Spanien, Italien, die Niederlande, Belgien und schließlich Deutschland. In der Bundesrepublik leben zurzeit etwa 130.000 Menschen mit marokkanischem Hintergrund, (4) deren Einwanderungsgeschichte mit der Anwerbung von Arbeitsmigranten in der »Gastarbeiterphase« in den 1960er Jahren verknüpft ist. Hier sehen sich die marokkanischen Zuwanderer im Spannungsfeld zwischen Gestern und Heute. (5)

Strassenszene in Marokko, Schwarz-Weiß-Fotografie
Marokko, seit Jahrhunderten von Migration geprägt.

Auswanderer-, Transit-, Zielland von Migration

Neben seinem Selbstbild als Auswandererland hat sich Marokko gleichzeitig zu einem wichtigen Transit- und Zielland von Migranten entwickelt. Die Nähe zu Europa und die zunehmenden Zuwanderungsbeschränkungen der Europäischen Union führen zu ansteigenden Wanderungsbewegungen von Flüchtlingen und Migranten aus den wirtschaftlich schwachen und politisch instabilen Staaten südlich der Sahara in den Maghreb. Marokko muss sich deshalb mit der Herausforderung befassen, dass viele Marokkaner das Land verlassen, während viele Zuwanderer ins Land strömen. (6)

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Quellenangaben

  1. Hein de Haas: Marokko, in: Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), Fokus-Migration Länderprofile, 2009, i focusmigration.hwwi.de/typo3_upload/groups/3/focus_Migration_Publikationen/Laenderprofile/LP_16_Marokko.pdf, (01.05.2010).
  2. Artikel 23 der marokkanischen Verfassung. Siehe dazu Kiepke S. 36.
  3. Stefan Metzger, Kirsten Schüttler und Uwe Hunger: Das entwicklungsbezogene Engagement von marokkanischen Migrantenorganisationen in Deutschland und Frankreich, in: Tatjana Baraulina, Axel Kreienbrink und Andrea Riester (Hg.): Potenziale der Migration zwischen Afrika und Deutschland, Nürnberg/Eschborn 2011, S. 216 – 239, S. 216.
  4. Ebd. S. 220 und 227. Das Statistische Bundesamt gibt für 2011 an, dass 63.037 marokkanische Staatsangehörige in Deutschland leben. Siehe dazu: www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/MigrationIntegration/AuslaendBevoelkerung2010200117004.pdf, (01.05.2013).
  5. siehe dazu Kapitel 2 und 3
  6. Vgl. de Haas: Marokko, S. 5.