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Ich bin ein Deutscher. Bin ich es? Woran wird »Deutschsein« erkennbar? Woran erkennen Menschen, dass ein anderer ein Deutscher ist oder eben keiner? Am Pass? An der Sprache? Am Namen? Am Aussehen?

Thomas Usleber

Thomas Usleber mit seinen eigenen Worten

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Die meisten Menschen in Deutschland mögen kleine, dunkelhäutige Kinder. Die dunkle Haut und die lockigen Haare machen sie neugierig, sie wollen sie anfassen und ihre Haare fühlen. […] Ich ahnte jedoch noch nicht, dass diese Hautfarbe für all die hellhäutigen Menschen um mich herum eine Besonderheit war. Niemand ließ mich merken, dass sie eine Ausnahmeerscheinung in der Stadt war.

Aus: »Die Farben unter meiner Haut«

Je älter ich wurde, desto mehr nahm die anfängliche Zuneigung meiner Umgebung ab. […] Ich war dunkelhäutig und vaterlos, eigentlich schon allein Grund genug, von der Idar-Obersteiner Bevölkerung abgelehnt zu werden. Es kam aber noch der Umstand hinzu, der mitunter sogar noch gewichtiger war als die beiden genannten: Wir waren arm.

Aus: »Die Farben unter meiner Haut«

Im Jahr 1966, als ich in die Schule kam, kannte ich schon den Unterschied zwischen dem Leben wohlhabenderer Familien und unserem: nicht immer zu Weihnachten und zum Geburtstag Geschenke zu bekommen, in einer kalten, nur notdürftig eingerichteten Wohnung zu leben, und keinen üppigen Mittagstisch vorzufinden. Mein Bruder und ich schnitten die Bilder von Spielsachen aus dem Katalog und spielten mit den Papierschnipseln, zusammengebundene Stoffreste waren unsere Teddybären. Aber was ich noch nicht kannte, war Ablehnung oder gar Feindseligkeit aufgrund meiner Hautfarbe.

Aus: »Die Farben unter meiner Haut«

Was unsere Mutter uns per Post in die Ferienfreizeit sandte, Süßigkeiten, Creme und anderes, wurde offen unter allen Kindern verteilt. Ich erinnere mich noch genau, wie hämisch uns die anderen angrinsten, als sie sogar in den Paketen wühlen durften, die an uns adressiert waren. Umgekehrt haben wir selbstverständlich nie etwas von dem bekommen, was an die anderen geschickt wurde.

Aus: »Die Farben unter meiner Haut«

Thomas Usleber mit seinen eigenen Worten

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Thomas Usleber mit seinen eigenen Worten

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Thomas Usleber mit seinen eigenen Worten

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Für meine Mutter war es keine Frage, dass ich auf eine höhere Schule gehen sollte, und so war es für mich auch selbstverständlich. Dann stellte eines Tages die Lehrerin die Frage an die gesamte Klasse, und um sich einen Überblick zu verschaffen, sollten alle aufstehen, die auf die Realschule oder das Gymnasium gehen wollten. Ich stand auf. Plötzlich lachten alle. Die Lehrerin lächelte ebenfalls und sah mich an. Ich stellte fest, dass die ersten beiden Rreihen aufgestanden waren und vereinzelt noch Schülerinnen und Schüler aus den nächsten beiden Reihen. Weiter hinten waren alle sitzen geblieben, dort stand nur einer: ich. Und ich war auch der Anlass zu ihrem Lachen. Trotz dieses Erlebnisses bin ich auf die Realschule gewechselt, habe später das Gymnasium besucht und studiert. Das Lachen von damals hat dabei immer in meinen Ohren geklungen, es hat mich angespornt zu kämpfen und zu beweisen, dass man es auch gegen alle Widerstände schaffen kann!

Aus: »Die Farben unter meiner Haut«

Thomas Usleber mit seinen eigenen Worten

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