Jannis Stefanakis

Portrait Jannis Stefanakis

»Man darf niemals die Menschen unterschätzen, nur weil sie eine andere Nationalität haben!«

— Jannis Stefanakis


Jannis Stefanakis ist Wissenschaftler, Tüftler, Erfinder und Visionär: Ein Mensch, den man ohne weiteres als »Polymath« bezeichnen kann. Unweit von Mainz, in dem rheinhessischen Weindorf Elsheim, betreibt der promovierte Maschinenbauer und Wirtschaftswissenschaftler unter dem Namen »Kreta in Elsheim« ein Forschungslabor für Solarenergie, einen Wein- und Feinkostgroßhandel, ein deutsch-griechisches Dienstleistungsunternehmen sowie ein griechisches Restaurant. In seinen Unternehmen bietet er heute 40 Arbeitsplätze.

Der Wissenschaftler mit kretischen Wurzeln ist seit 1976 in der Forschung und Entwicklung von Solar-Kollektoren tätig und zählt heute zu den international führenden Kapazitäten auf diesem Gebiet. Seine Kernkompetenz stützt sich dabei auf die Entwicklung verschiedenartiger Sonnenkollektortypen und die Untersuchung auf Ihre Effizienz.

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Mein Großvater und Urgroßvater müssen während dem ganzen Krieg in den Bergen gelebt haben. Danach haben sie ein Los von der Regierung bekommen. So kam mein Großvater von dem Berg herunter und bekam seine Kinder in dem Ort. Mein Vater war ein hochintelligenter Mensch. Er hatte nicht mal die Volksschule fertig, da wurde er zum Bürgermeister gewählt mit zum Teil 90 Prozent der Stimmen. Er hat den ganzen Ort aufgebaut nach dem Krieg.

Jannis Stefanakis mit seinen Sonnenkollektoren
Seine halbkugelförmigen Sonnenkollektoren können die Kraft der Sonne während ihres gesamten Umlaufs nutzen.

Hinter all seinen Erfolgen und wissenschaftlichen Auszeichnungen steht eine entbehrungsreiche aber zielgerichtete Migrationsgeschichte, die von einem starken Willen und Zuversicht geprägt war. Eigenschaften, die seiner Familie seit jeher eigen sind.

Inmitten der Wirren des Bürgerkriegs zwischen Kommunisten und den nationalistisch-konservativen Kräften Griechenlands, wurde am 3. September 1947 Jannis Stefanakis als ältester Sohn der Familie geboren.

Für die Schule musste während des Tages gelernt werden. Elektrisches Licht gab es zu jener Zeit in Astraki noch nicht. Für die karge, abendliche Beleuchtung diente eine mit Olivenöl gefüllte Öllampe, deren provisorischer Docht aus Watte bestand.

Nach Beendigung der Grundschule wechselte er mit 12 Jahren auf das Gymnasium nach Heraklion, dem heutigen Verwaltungssitz und  Hauptstadt der Insel Kreta. Neben der Schule war er für die Buchhaltung des väterlichen Traubenhandels verantwortlich. Sein Wissen zu erweitern war für den engagierten Gymnasiasten seit jeher Triebfeder aller Entscheidungen. Das deutsch-griechische Anwerbeabkommen das 1960 die erste Migrationswelle der Griechen nach Australien ablöste, bot die Möglichkeit, den Bildungsweg außerhalb der Landesgrenzen fortzusetzen.

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Ich habe es in der Kindheit wie gesagt nicht leicht gehabt. Wir wurden zum Teil ernährt von Milchpulver von dem Marshall-Plan. Es gab in der Schule keine Toiletten damals. Also ich habe dieses Wachstum nach dem Krieg voll mitgemacht. Es gab kein Radio, die Leute haben kollektiv Nachrichten gehört. Und es gab halt den Kamin und mit dem Kamin hat man sich gewärmt und auch gekocht.

Portrait von Jannis Stefanakis Familie
Der 5-jährige Jannis Stefanakis (3. von rechts) im Kreise seiner Familie.
Jannis Stefanakis mit seiner Schwester
Bereits in der Grundschule zeigte sich das außergewöhnliche, mathematische Talent, das für den späteren Entwickler und Wissenschaftler Stefanakis wegweisend war.
Reisetagebucheintrag / Schweizer Freund von Jannis Stefanakis

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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An einem Autounfall starb meine Mutter, als ich sechs Jahre alt war. Danach hatte ich angefangen, die Kraft an mich selbst zu binden und zu konzentrieren, weil ich wusste, ich muss auf eigenen Beinen stehen. Und danach war ich in der Volksschule ein sehr guter Schüler. Ich hab an der Matheprüfung nicht teilnehmen dürfen, weil ich in der Mathematik einen Vorsprung von fast zehn Jahren hatte. Ich habe die jüngeren Leute in den Mathe-Stunden belehrt.

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Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Ich habe in der Kneipe gehört, dass es in Deutschland Arbeit gibt. Man kann arbeiten, Geld verdienen und studieren. Es gäbe viele Studenten, die am Fließband arbeiten. Das hab ich mal im Kopf behalten.

Studentenmigration nach Deutschland

Mit 600 D-Mark, 5 Kilogramm Rosinen und 5 Litern Olivenöl im Gepäck brach Jannis Stefanakis 1966 in Richtung Deutschland auf. In Jugoslawien wurde er seiner wenigen Habe beraubt. Mit den Rosinen, die man ihm ließ, begann er sein neues Leben als Student in Deutschland.

In Herzogenaurach kam Stefanakis zunächst bei einem Bekannten in einem Gastarbeiterwohnheim unter. Die Lebensbedingungen der Gastarbeiter schockierten ihn sehr. Innerhalb von 2 Monaten hatte er so gute Deutschkenntnisse erworben, dass er mit Bestnoten seine Klausuren schrieb und daraufhin die Studiengebühren erlassen bekam.

Während der Studienzeit am Institut für Werkstoffverarbeitung erhielt er eine Assistentenstelle und schloss nach neun Semestern mit einem Ingenieur Diplom sein Maschinenbau-Studium ab. Dank des verdienten Geldes und eines Stipendiums der evangelischen Kirche konnte er das Agraringenieur-Studium der Schwester und das Architektur-Studium seines Bruders finanzieren.

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Jetzt kam parallel eine Gruppe von Pfadfindern aus der Schweiz nach Kreta. Ich war der Einzige, der ein paar Brocken Englisch gesprochen hat. Ich hatte mich angefreundet mit dem einen Schweizer. Und wir haben korrespondiert bis zu seinem Tod, bis dahin hatten wir Kontakt. Er sagte mir: "Wenn du in die Schweiz kommst, zahle ich dir dein Zimmer. Dann kannst du studieren." Also der hatte schon gesehen, dass ich im Grunde genommen in der Lage war, zu studieren. Ich habe gesagt: "Gut, ich mach das!" Und dann wollte ich in die Schweiz gehen. Die Schweizer wollten aber damals einen Nachweis haben, dass ich 600 Franken im Monat hätte, was ich niemals bestätigen konnte. Und dann habe ich den Weg eingeschlagen. Mein Cousin war inzwischen Gastarbeiter hier bei der Firma SKF in Herzogenaurach und ich bin zuerst einmal in einem Studentenwohnheim gelandet. Also zuerst kam ich nach Deutschland und die Österreicher haben mich zurückgeschickt mit dem gleichen Zug, weil ich nicht nachweisen konnte, dass ich eine Arbeit und einen Geldgeber in Deutschland hatte. Kurz vor der deutschen Grenze haben sie mich nach Griechenland geschickt und ich hatte innerhalb von sieben Tagen sieben Kilo Gewicht verloren. Ich kam nach Athen und auf dem Rückweg des Zugs hab ich eine Frau vom Innenministerium im Abteil gehabt und ich hab ihr das erzählt und sie hat mir geholfen, in Athen zu bleiben, weil meine ganzen Militär-Papiere unbrauchbar waren. Ich hatte eine Kaution für das griechische Militär bezahlt. Mein Vater kam, der hatte einen Olivenhain, hat das Holz verkauft und mit dem Geld bin ich nach München geflogen.

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Ich kam nach Deutschland, nach Herzogenaurach, und da hab ich in einem Gastarbeiterheim gewohnt. Da waren, ich werde sie nie vergessen, diese blau-karierten Decken, so um die acht Leute im gleichen Zimmer. Das war wie im Schiff, drei oder vier Betten übereinander. Da hat mein Cousin auch gewohnt, der hat für die SKF gearbeitet. Wir haben einen Laib Käse für den Hausmeister gekauft und mit diesem Laib Käse hat er mich in diesem Raum schlafen lassen. 

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Da drin haben Stühle aus dem Kino gestanden. Man hat ein bisschen Platz gemacht, es war kein fester Raum. Und ich habe umgerechnet so 16 Stunden am Tag gelernt. 

Eindrücke aus der Studienzeit:

Studentenausweis
Prüfungsfachkarte
Jannis Stefanakis im Studentenwohnheim
Jannis Stefanakis bei seiner Assistentenstelle
Studentische Grillfete
Trotz des Vollstudiums und eines 8-stündigen Jobs wusste Stefanakis das Studentenleben zu genießen.
Studenten tanzen den »Sirtaki«
Eigens für den Kultfilms »Alexis Sorbas«, der 1964 ein Stück Griechenland nach Deutschland brachte, wurde der »Sirtaki« Tanz choreographiert, der international zum Inbegriff griechischer Tanzkultur avancierte.
Familie Stefanakis, 1973
1973 – Familie Stefanakis

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Und da stand ich auf der Straße und da hat mich das Ausländeramt aufgenommen und ich habe in einem Studentenwohnheim gewohnt, wo die ganzen Asylanten gewohnt haben. Ich habe sehr viele Erfahrungen dort gesammelt. Ich habe dort Menschen kennengelernt aus Nigeria, aus Ghana, aus Laos, aus China und Vietnam und ich habe gelernt, in so einer Menschenmenge zu wohnen, ohne von meinen Zielen abzukommen. Und da habe ich ein Zimmer geteilt mit einem Koreaner, der war zehn Jahre älter als ich und hat damals beim Professor Leonard Spannbeton studiert. Ich habe ihm Griechisch beigebracht und er hat mir Koreanisch beigebracht, das war der Spaß an der Geschichte. Das war ein feiner Mensch. Und dann kam ich raus aus diesem Studentenwohnheim und hatte inzwischen das ganze Sekretariat vom Ausländeramt kennengelernt, weil ich ja war wie ein Waisenjunge. Und ich hatte angefangen zu arbeiten als Platzanweiser - zuerst in einem Kino in Stuttgart, deshalb durfte ich das Zimmer behalten. Was ich nie vergessen habe: Dass meine Hauseigentümerin eine steinreiche Schwäbin war. Sie hatte einen Hund, dem sie Ritter-Sport-Schokolade gegeben hat. Und ich habe mir das angesehen und als sie mir eine Schokolade gegeben hat, habe ich die dem Jungen gegeben, der mir ein bisschen Deutsch beigebracht hat. Und die Frau ist hingegangen und hat ihm die Schokolade abgenommen. Ich habe sie gefragt: "Warum tun sie das? Er hilft mir in Deutsch und ich kann ihn nicht zahlen. Ich kann ihm aber die Schokolade geben." Das hat die Frau stutzig und neugierig gemacht. Sie sagte: "Das ist doch nicht normal." Aber ich sagte, dass das leider Gottes so ist. Ich habe die Schokolade auch nicht gewollt, ich wollte nicht wie der Hund sein. Das war mein Hintergedanke. Ich bin kein Dackel, um Schokolade zu essen. 

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»Kretafruta in deutschen Einkaufsmärkten«

Die Mühen und Entbehrungen der Studentenzeit waren endlich vorbei. Auf Empfehlung seines Professors erhielt der junge Maschinenbauer eine Assistentenstelle an der Universität Stuttgart. Mit neuen finanziellen Möglichkeiten war rasch der erste VW-Käfer erworben, dem Stefanakis scherzhaft aufgrund seiner explosionsartigen Geräusche den Namen des Atomreaktors »Demokritos« verlieh.

Die beiden Stipendien der italienischen Regierung führten ihn für eine Zeit nach Italien. Rasch hatte der sprachbegabte Kosmopolit Kontakte zu Kommilitonen aus aller Welt aufgebaut. Eine Einladung 1973 in die USA sollte weitere, neue Perspektiven schaffen. 

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Die wollten, dass ich in Amerika bleibe. Dort habe ich damals ein Angebot gehabt von der Universität in Pittsburgh. Ich habe aber wie immer die kretische Mentalität gehabt, also ich habe Kreta nie vergessen und ich wollte auch nie nach Amerika, das war mir zu weit. Und dann bin ich zurück nach Deutschland und habe mein Büro aufgemacht, das vom Institut weg war, in der Unternehmensberatung. Da habe ich einige Fabriken gebaut, unter anderem die Coca-Cola Fabrik auf Kreta. Ich habe fast jede zweite Fabrik oder jede große Fabrik dort gebaut. Und ich habe während der Fabrikplanung parallel in der Solarenergie geforscht und wollte auch den Bauern von Kreta helfen. Also organisierte ich eine Firma dort, die die ganzen Trauben aus Kreta exportiert und direkt in die Supermärkte bringt.

Fotografien von Jannis Stefanakis:

Jannis Stefanakis während seiner Forschungsarbeiten
Die Motivation zu lernen, neue Wissensfelder und Kulturen zu erforschen, waren starke Triebfedern. die zu dem Entschluss führten, neben der Assistentenstelle 1972 ein Studium der Wirtschaftswissenschaften anzuschließen.
Treffen von Sprachstunden in Italien / Italienischer Studentenausweis
Von der italienischen Regierung ausgewählten Sprachstudenten aus aller Welt trafen sich in Italien.
Großmutter von Jannis Stefanakis
Ein bleibendes Stück Heimat bringen die Rezepte der Großmutter oder der Weinstock vor dem Restaurant, der für den Privatgebrauch einen jährlichen Ertrag von rund 100 Litern griechischem Wein liefert.

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Zwischen München und Amsterdam habe ich untersucht, wie die Agrarprodukte laufen. Da habe ich herausgefunden, dass die Strukturen natürlich alle in den Versorgungsfirmen der Supermärkte waren. Eine Firma davon, in Duisburg, hat mich engagiert. Der hatte mich provoziert und gesagt: "Wenn Sie ein Mann sind, dann organisieren Sie den Export, wir kaufen alles." Ich bin am 6. Juli nach Kreta geflogen. Am 6. August ist der LKW "Number One" ausgelaufen. Und so habe ich Kretafruta organisiert. Wir haben fast 80% der Trauben von Kreta exportiert, direkt an die Supermärkte - ohne die Zwischenhändler.

»Kreta in Elsheim«

Seit 1975 hat sich der Lebensmittelpunkt von Jannis Stefanakis, seiner Frau und dem ältesten der beiden Söhne von Stuttgart nach Mainz verlagert. Sein wirtschaftliches Interesse war weiterhin auf den Export griechischer Lebensmittel und Weine nach Deutschland gerichtet, der wissenschaftliche Fokus lag auf der Entwicklung von halbkugelförmigen Sonnenkollektoren, die im Vergleich zu Flachkollektoren die Kraft der Sonne während ihres gesamten Umlaufs nutzen können.

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Das gelang mir, als ich nach Mainz kam, um mit der Firma Schott Kontakt aufzunehmen. Da hatte ich eine Kollegin von der Uni Stuttgart. Und so wollte ich die ersten Glocken aus Glas bauen. Die Glocken waren allerdings zu teuer. Das hat mich zurückgeworfen und dann habe ich in der Firma Röhm in Darmstadt im Labor fast vier Jahre mitgearbeitet und wir haben Wege entwickelt, um Kuppeln für Sonnenkollektoren zu bauen. Und das war die Geburt der Halbkugelkollektoren. Am Anfang, als ich die Kollektoren baute, habe ich natürlich die volle Unterstützung bekommen von der Handelskammer in Mainz und danach vom Wirtschaftsministerium. Ich war also in der Zeit vielleicht zu jung, weil, man muss sich überlegen, man kann im Alter von 25 oder 28 Jahren keine Welt erobern. Das sieht man im fortgeschrittenen Alter. Das Wachstum, die geistige Kraft und die Idee, das muss alles passen. Das Ministerium hat mir sehr geholfen, diese Richtung einzuschlagen. Das Ministerium war vielleicht nicht so begeistert, weil ich nicht auf einen Schlag 500 Leute beschäftigen konnte.

Jannis Stefanakis mit einem seiner aktuellen Projekte
Eines seiner aktuellen Projekte ist die Entwicklung einer neuen Generation von mobilen Sonnenkollektoren nach dem Funktionsprinzip des Eisbärenfells.

All seine Erfahrungen sollten rund 20 Jahre später in die Gründung eines eigenen Unternehmens zur Entwicklung und Herstellung von Sonnenkollektoren einfließen. Auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück schlugen dem Griechen heftige Ressentiments aufgrund seiner Nationalität entgegen. Durch gute Kontakte fand er in Elsheim einen passenden Baugrund; willkommen fühlte er sich hier jedoch nicht.

Vorurteile gegenüber anderen Kulturen lassen sich nach seiner Erfahrung nur abbauen, in dem man in direkten Kontakt mit den Menschen tritt.

Seit 1998 hat sich der Fachbuchautor und Halter von 34 Patenten mit seinen Unternehmen, die unter dem Namen »Kreta in Elsheim« bekannt sind, etabliert.

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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Zukunftsradar-Urkunde
Die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) verlieh ihm 2007 den Anerkennungs- und Förderpreis »Zukunftsradar«

Für die Entwicklung eines mobilen Kugelsonnenkollektors wurde er mit dem Professor-Adalbert-Seifriz-Preis für Technologietransfer im Handwerk ausgezeichnet. Der Umweltpreis der Stadt Mainz, oder etwa Förderungen des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr, Rheinland-Pfalz sowie des griechischen Ministeriums für Forschung und Energie reflektieren die Wertschätzung seiner wissenschaftlichen Kompetenz.

Technischen Tüftler- und Erfindungsgeist lässt Stefanakis auch in das Restaurant in Elsheim, das heute unter der Leitung seines Sohnes – eines diplomierten Chemie-Ingenieurs – Köstlichkeiten nach Original Rezepten der Großmutter bietet, miteinfließen. So versorgt etwa eine spezielle Belüftungstechnik im Restaurant, die sich die Kraft der Sonne zunutze macht, die Gäste mit stets angenehmer, frischer Luft.

Sein Wissen brachte Stefanakis 2009 noch einmal in seine Dissertation mit ein, die er mit einer ganz besonderen Widmung versah:

Jannis Stefanakis mit eigenen Worten

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»Zu guter Letzt danke und widme ich diese Arbeit meinem verstorbenen Vater Dimitrios, welcher 1966 einem 18-jährigen das Vertrauen schenkte, damit dieser alleine in der Fremde ein Studium beginnen konnte.«

— Jannis Stefanakis