Ali Nikpoor

Porträt Ali Nikpoor

Meinungs- und Religionsfreiheit, Toleranz und Akzeptanz sind für Ali Nikpoor essentielle Attribute für ein förderliches Miteinander. Seine liberale Einstellung kann der mittlerweile im Rheinhessischen lebende iranische Imam in Deutschland gefahrlos äußern. In seiner früheren Heimat hingegen wurde er dafür verfolgt und inhaftiert. Ali Nikpoor wurde 1971 in Hendekhaleh, einem kleinen Dorf im Norden des Iran geboren. Um an der geistlichen Schule Religion zu studieren, verließ er sein Dorf und zog nach Maschhad, Hauptstadt des iranischen Bundesstaates Razavi-Chorasan und zweitgrößte Stadt des Landes. Maschhad gilt aufgrund der Gouharschad-Moschee als eine der sieben heiligen Stätten des schiitischen Islam und versteht sich sowohl als politisches wie auch als religiöses Zentrum, das jährlich rund 100.000 schiitische Pilger anzieht.

Die Islamische Republik Iran ist geprägt durch den muslimischen Glauben. Etwa 98 Prozent der rund 78 Millionen Einwohner [1] sind Muslime, davon circa 90 Prozent Schiiten und acht Prozent Sunniten. Christen, Zarathustrier, Bahá'í, Juden und Nichtreligiöse bilden eine entsprechende Minderheit.

Fotografien von Ali Nikpoor:

Foto aus der Kindheit in Hendekhaleh (Foto: privat)
Von 1989-2007 studierte Ali Nikpoor (3. v. links) an der geistlichen Schule in Maschhad. (Foto: privat)
Seine liberale und regimeabweichende Lehrmeinung bedeutete für den Imam ständige Gefahr. (Foto: privat)
Seine Inhaftierung und die Sorge um seine Frau und die vier Kinder bewegten ihn zur Flucht. (Foto: privat)
Durch den Kontakt zur katholischen Kirche in Ober-Flörsheim fand er in seiner Anfangszeit in Deutschland eine Aushilfstätigkeit. (Foto: privat)

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Seine weltoffene, tolerante Haltung forderte in einem doktrinären Regime wie diesem die Aufmerksamkeit der konservativen Gläubigen geradezu heraus. Seit Ausrufung der Islamischen Republik 1979 stehen die islamischen Geistlichen als Revolutionswächter über den weitgehend demokratisch gewählten Politikern. Deswegen bleibt der Iran trotz seiner demokratischen Strukturen ein theokratischer Polizeistaat, der die Menschenrechte – insbesondere diejenigen der Minderheiten, der Nichtmuslime und der Frauen – kaum beachtet. [2] Vor diesem Hintergrund drohten Nikpoor Redeverbot, Strafandrohung und Verhaftung. Sein Telefon, wie auch das seines Freundes wurde überwacht. Die Beobachter stellten ihm bis zur Universität und in das eigene Haus nach. Die Angst wurde zum ständigen Begleiter.

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Gezielt ging die Familie daran, ihre Flucht vorzubereiten. 2009 begaben sich die Nikpoors auf ihre gefährliche Reise. Im gleichen Jahr kam es in Teheran und vielen anderen iranischen Städten zu Massendemonstrationen gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinedschad. Hunderttausende gingen für faire Wahlen auf die Straße, doch die Rufe der so genannten Grünen Bewegung: »Wo ist meine Stimme« und »Nieder mit der Diktatur« verhallten. Die Medien berichteten weltweit von den protestierenden Frauen und Männern mit ihren grünen Stirnbändern, Halstüchern und Bannern.

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Zielflughafen Frankfurt-Hahn. Von hier aus ging die Reise über Gießen weiter in die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende Trier. Seine Erfahrungen dort waren sehr positiv. Mit Ehrgeiz besuchten er und seine Familie dort den täglichen Deutschunterricht. Nach ihrem dreimonatigen Aufenthalt wurden die Nikpoors dem Landkreis Alzey-Worms zugeteilt, die erste Wohnung im neuen Umfeld fanden sie im rheinhessischen Flomborn. Die erste Zeit war für ihn und seine Familie eine Herausforderung, da sie als erste Flüchtlingsfamilie im Ort von den Bewohnern mit Neugierde und Skepsis beäugt wurden. Unverhohlen schaute man ihnen auf der Straße nach, sodass sich die Kinder weigerten, das Haus zu verlassen. Eine positive Wende brachte dem weltoffenen Imam die Entdeckung der katholischen Kirche in Ober-Flörsheim.

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Seit 2014 nimmt sich Ali Nikpoor im Cafe Asyl der Evangelischen Kirchengemeinde in Alzey den Problemen von Flüchtlingen an, unterstützt sie bei Antragstellungen, begleitet sie zu Arztbesuchen oder übersetzt die Dokumente und Briefe persisch- oder arabischsprechender Flüchtlinge. Seit kurzem gibt er seine Erfahrungen an Hilfesuchende beim Jugendamt in Alzey und der Caritas in Osthofen weiter. Was ist sein wichtigster Appell an alle Neuankömmlinge?

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Viele Menschen unterstützten die Familie Nikpoor in der Anfangszeit mit Rat und Tat. Seine schulpflichtigen Kinder besuchen heute das Gymnasium in Alzey und mit der Zeit wurde so manche Bekanntschaft zur Freundschaft. 

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[1] Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de, Stand Januar 2016
[2] Unterdrückung der Religionsfreiheit und Christenverfolgung im Iran, 01.01.2004, Sozialwissenschaften Theologie, Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. h. c. Thomas Schirrmacher http://www.professorenforum.de/bibliothek/artikel/detailansicht/unterdrueckung-der-religionsfreiheit-und-christenverfolgung-im-iran

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