Einleitung – Meine kleinen Schätze

Es sind Geschichten von 20 Männern und Frauen unterschiedlichen Alters, die selbst bzw. ihre Eltern oder Großeltern u.a. im Rahmen der Anwerbeabkommen von 1956 an aus Italien, Spanien, Griechenland oder der Türkei nach Deutschland kamen. Was damals als Arbeit auf Zeit gedacht war, entwickelte sich jedoch zum Daueraufenthalt.

Die Kinder und Enkelkinder dieser sogenannten „Gastarbeiter*innen“ leben heute in zweiter und dritter Generation hier. Zudem kamen auch viele Menschen nach Deutschland, die vor Krieg, Not oder Diskriminierung fliehen mussten. Andere, weil sie hier studieren wollten oder weil sie sich verliebten – und dann blieben. Sie alle machen die Vielfalt unseres Landes aus.

Das möchten wir mit dieser Ausstellung zeigen: kleine Schätze, die nicht unbedingt glamourös und glänzend daherkommen, aber ohne die es nicht geht – und ohne die das Leben sehr viel ärmer wäre. (SWR)

60 Jahre Anwerbeabkommen Deutschland-Türkei

Am 30. Oktober 1961 begann Deutschland die offizielle Anwerbung von türkischen Arbeitskräften für den deutschen Arbeitsmarkt. Wie bei den vorausgegangen bilateralen Abkommen mit Italien (1955), Spanien und Griechenland (1960) ging man damals von einer zeitlich begrenzten Anwerbung von Arbeitskräften aus. Im Rahmen des Vertrags mit der Türkei etwa war die Aufenthaltsdauer auf maximal zwei Jahre begrenzt. Die Arbeitskräfte anderer Nationen sollten nur als „Gast“ in Deutschland arbeiten. Nach Beendigung der vorgesehenen Aufenthaltsdauer war ihr Ersatz durch Neuankömmlinge vorgesehen. Dieses so genannte „Rotationsprinzip“ ließ sich in der Praxis jedoch auf Dauer nicht realisieren, wie die Entwicklung der Migrationsgeschichte ab Mitte der 1960er Jahre zeigt.

Türkischer Vater mit seinen Kindern.

Viele Türkinnen und Türken blieben in Deutschland, holten ihre Familien nach und gründeten eigene Familien. Sie und ihre nächsten Generationen sind fester Teil unserer multikulturellen Gesellschaft.

Gerade junge Menschen suchen in ihrer Familiengeschichte eine Antwort auf die Frage, welche persönlichen und familiären Veränderungen eine Auswanderung mit sich brachte und wie die Identitätsfindung in zwei Heimaten gelingt.

Eine Antwort fand die Soziologiestudentin Merve Uslu, deren Herz für ihre deutschen und türkischen Wurzeln schlägt. Sie ist eine der Protagonist*innen der SWR Ausstellung ist:

„Ob deutsch oder türkisch, ich muss mich nicht entscheiden, denn ich bin so oder so stolz auf meine Geschichte, stolz auf die Spuren meiner Herkunft.“

Merve Uslu mit Ihren kleinen Schätzen: Familien-Fotoalben und Wanduhr

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