Die Türken bekamen eine "Hau-ab-Prämie"
Als die Bundesrepublik 1973 einen Anwerbestopp verhängte, lebten etwa vier Millionen "Gastarbeiter" in Deutschland. Rechtsradikale Parteien wie die Republikaner und die NPD hetzten. Die Bundesregierung wollte ihre Rückkehr 1980 bis 1983 mit einem finanziellen Anreiz forcieren. Die Türken nannten das damals "Hau-ab-Prämie": Es gab einige tausend D-Mark und eine Auszahlung der angesparten Rentenbeiträge nach einem halben Jahr. Trotzdem blieben viele in Deutschland. Heute leben etwa 2,8 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland.
© Susanne Güsten, Margit Hufnagel, Augsburger Allgemeine
Es ist eine gemeinsame Geschichte
Die Frage „wo kommst du ursprünglich her?“ – alle Menschen mit Migrationsgeschichte kennen sie. Im Grunde keine Frage, sondern ein Hinweis: Zugehörigkeit ist immer noch nicht selbstverständlich. Die Diskussion darüber, ob ein Bundeskabinett im Jahr 2021, also über 60 Jahre nach den ersten Anwerbeverträgen, ohne einen Minister oder Ministerin mit Einwanderungsbiografie überhaupt sein kann, zeigt: es ist dringend nötig, die Migrationsgeschichte in diesem Land als eine gemeinsame zu betrachten. Es ist nicht nur die Geschichte der Menschen, die vor über 60 Jahren in Mainz, Stuttgart, Köln oder Berlin ankamen. Es ist nicht nur die ihrer Kinder und Enkelkinder. Es ist eine gemeinsame Geschichte. Und damit eine deutsche Geschichte.
Anna Koktsidou, SWR - Beauftragte für Vielfalt und Integration
Unser Tipp: Die neue SWR-Youtube-Serie „naber? Was geht!". Das fragen die Autor:innen starke, erfolgreiche, suchende, kämpfende und leidenschaftliche Frauen die, als Tochter oder Enkelin von ehemaligen Gastarbeiter:innen aus der Türkei Ihre Lebensereignisse und ihren Alltag mit uns teilen.
Jeden Donnerstag um 18:30 Uhr auf Youtube