Frauen – Mujeres

Die Suche nach weiblichen Arbeitskräften für die deutsche Industrie war einer der Beweggründe für den Abschluss des deutsch-spanischen Anwerbeabkommens 1960, da in Italien die Anwerbezahlen von Frauen hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren.

Gesucht wurden Arbeitskräfte für das Gaststättengewerbe, Konserven- und Textilgewerbe und in geringerem Umfang auch für die Elektroindustrie. Die fachlichen Anforderungen waren gering.

»Erheblicher Mangel an jungen, weiblichen Arbeitskräften, der auch im Wege des Ausgleichs nicht behoben werden kann, da diese wegen der häuslichen und familiären Bindungen bei weiblichen Arbeitskräften noch mehr Schwierigkeiten bereitet, als bei Männern.«(Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, 1959) [1]

Viele Spanierinnen interessierten sich für eine Arbeit im Ausland. Nicht zuletzt aufgrund der niedrigen Erwerbsquoten für Frauen in Spanien und ihrer traditionellen Rolle in den Familien war die Aussicht »auf eigenen Beinen zu stehen«, ein erstrebenswertes Ziel.

In der Praxis war die Anwerbung von Spanierinnen heikel. Nur »im Familienverbund« war eine Auswanderung möglich. Unter 25 Jahren benötigten Spanierinnen prinzipiell die Zustimmung der Eltern. Das spanische Arbeitsministerium sah die Migration von Frauen in keinem guten Licht. Trotzdem gelang es Vielen, auf offiziellem Wege nach Deutschland zu reisen, auch wenn der Anteil der illegalen Migration hoch war [2].

Eindrücke aus der damaligen Zeit:

Drei junge Frauen
Die meisten Betriebe benötigten junge, ledige Frauen, die handwerkliches Geschick mitbrachten.

Arbeitsplätze in der Metallindustrie standen bei Spanierinnen hoch im Kurs. Arbeiten in Krankenhäusern und Restaurants hingegen waren weniger begehrt. Dafür müsse man nicht reisen, hieß es. Die große Mehrheit zog es vor, in Fabriken zu arbeiten. Die Industrie hatte einfach die höheren Löhne zu bieten.

Die individuellen Lebensplanungen veranlassten viele verheiratete spanische Frauen, nach Deutschland zu kommen. Ihr Gehalt war nötig, um das angestrebte Sparziel zu erreichen. So war in den 1960er Jahren ein deutlicher Anstieg weiblicher Migranten in deutschen Betrieben zu verzeichnen. 1968 arbeiteten 68% der Ehefrauen in der Bundesrepublik. Insgesamt war ab 1962 eine »Feminisierung« der Arbeit in Deutschland erkennbar: Waren es zu diesem Zeitpunkt von 100 spanischen Beschäftigten 25,8% Frauen, so stieg ihr Anteil 1975 auf 39,4% an.

Statistiken können viele Ansichten belegen. Es ist dennoch schwierig, daraus Aussagen über die Belastungen und Leistungen der Frauen abzuleiten. Es entstanden keine Erhebungen darüber, was es hieß, neben einer ganztägigen Arbeit noch der sozialen Stellung der Frauen in der heimischen Gesellschaft zu entsprechen. Der eigene Haushalt, Kinder und der Ehemann wollten versorgt sein. Manch eine schaffte sogar das Kunststück, dieses Leben mit einer weiteren Arbeitsstelle zu verbinden. Diese Anstrengungen finden sich in keiner Statistik wieder.

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Quellenangaben

  1. Monika Mattes: Gastarbeiterinnen in der Bundesrepublik, Anwerbepolitik, Migration und Geschlecht in den 50er bis 70er Jahren, Frankfurt 2005. S. S. 33ff
  2. Gloria Sanz Lafuente, Mujeres espanolas emigrantes y mercado laboral en Alemania, 1960–1975.