Griechische Migrationsgeschichte

Die griechischen Hafenstädte boten schon immer jedem Ausreisewilligen die Möglichkeit, mit dem nächsten Schiff unbekannte Küsten anzusteuern.

Thessaloniki 1688
Auch von Saloniki aus suchten Tausende ihr Glück in fernen Ländern.

Vor dem Ersten Weltkrieg waren die USA das Hauptziel der Migrationswelle. Bereits in den Jahren 1916 bis 1931 zog es zahlreiche griechische Arbeitssuchende nach Frankreich. Seit Ende der 1950er Jahre konzentrierte sich das Ausreiseziel griechischer Migrantinnen und Migranten; vornehmlich auf Europa. Der Wunsch auf ein Leben in den USA wurde zweitrangig, da man eine Arbeit außerhalb der eignen Landesgrenzen nur für eine kurze Zeit ins Auge fasste. So überstieg die Zahl der »Europawanderer« sehr bald die der »Überseewanderer« um das zweifache. Die Auswanderung nach Europa wurde zu einem jahrelangen Hin und Her zwischen Aus- und Rückwanderung. Die gesamte griechische Migration erhielt über Jahrzehnte den Charakter einer Massenbewegung. Zwischen 1960 und 1974 schließlich verlor Griechenland von seinen neun Millionen Einwohnern zwei Millionen, die ins europäische Ausland emigriert sind[1].

Seit Beginn der 1950er Jahre arbeiteten viele Griechen in belgischen Kohlebergwerken, sodass 1957 Belgien ein Anwerbeabkommen mit Griechenland unterzeichnete, dem 1960 die Anwerbeabkommen zwischen Griechenland und Deutschland sowie der Schweiz, den Niederlanden und Schweden folgten [2].

Suche nach Sicherheit

Auszubildende aus Griechenland in Leipzig
Ein Ausbildungsplatz in Deutschland ebnete den Weg für die Zukunft.

Politische Gründe und die Angst um das nackte Überleben bewegten viele Griechen im und vor allem nach dem Bürgerkrieg zwischen 1944 bis 1949, das Land zu verlassen. Im Mittelpunkt des Bürgerkriegs stand der bewaffnete Konflikt zwischen der kommunistischen Linken und Kräften der konservativ-nationalistischen Regierung. Letztlich erlangten die national-konservativen Kräfte in Griechenland die Oberhand. Die Linken suchten in sozialistischen Ländern Zuflucht. 1949 flohen fast 90.000 Menschen aus Griechenland in den sozialistischen Teil Europas. Ungefähr 2.500 von ihnen entschieden sich damals für die DDR[3]. Eine zweite politische Ausreisewelle löste der Militärputsch von 1967 und die darauf folgende Obristendiktatur aus. Bis zum Jahr 1974 hatte eine Militärjunta in Griechenland die Macht inne. Politischer Terror, Schauprozesse und Folterung politischer Gefangener waren an der Tagesordnung. Doch auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes stockte. Die Auswanderung zur Zeit der Obristen war nicht nur die Suche nach Sicherheit und politischer Freiheit, sondern auch die Suche nach einem höheren Lebensstandard.

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Quellenangaben

  1. Vgl. Geck, 1979 S. 36, vgl. a. Gogos 2007, S. 180, vgl. a. Vermeulen 2008, S. 18
  2. Vermeulen 2008, S. 18
  3. Vermeulen 2008, S. 18 f., vgl. a. Geck, 1979 S. 36 f.