Gary Waltner

Gary Waltner besitzt einen amerikanischen Pass und ist im amerikanischen Bundesstaat South Dakota aufgewachsen. Als junger Mann entschied er sich in die Region auszuwandern, die seine Vorfahren vor langen Jahren verlassen hatten: nach Rheinhessen. Seit mehr als fünf Jahrzehnten lebt der studierte Lehrer und Leiter der mennonitischen Forschungsstelle im pfälzischen Weierhof. Ganz ursprünglich stammen seine Ahnen aus der Schweiz. Über Jahrhunderte war die Geschichte seiner Familie aufgrund ihrer mennonitischen Glaubensrichtung durch Verfolgung und Ausweisung geprägt, durch den Neuaufbau in anderen Kulturkreisen und durch Remigration. Lange war Rheinhessen für die Vorfahren Waltners ein Zuhause auf Zeit, dessen Dialekt die Familie über Generationen und Kontinente hinweg bis heute praktiziert und pflegt. In seinem »Lebensweg« gibt Gary Waltner u.a. einen Einblick in die Geschichte seiner Familie und die der Mennoniten, einer evangelischen Freikirche, die auf die Täuferbewegung der Reformationszeit zurückgeht. Der Name leitet sich von dem aus Friesland stammenden Theologen Menno Simons (1496–1561) ab. Als Täufer sind die Mennoniten geschichtlich eng mit den Hutterern und Amischen verbunden.

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Der »Märtyrerspiegel«  beschreibt auf über 1000 Seiten die Geschichte der christlichen Märtyrer von den Aposteln bis zu den Christen des 16. Jahrhunderts. Allein 1396 Täufer, ein Drittel von ihnen Frauen, fielen nach Darstellung des Märtyrerspiegels den grausamen Verfolgungen durch den Staat und die mit ihm verbündeten Kirchen zum Opfer.

Heute leben rund 1,6 Millionen Mennoniten in über 60 Ländern. In Deutschland sind es etwa 40.000 Gläubige in ungefähr 200 Gemeinden. Neben dem ältesten Zusammenschluss, der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland, traten durch die Zuwanderung zahlreicher Mennoniten aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten viele weitere Verbände ein. Heute bilden die Gemeinden der Zuwanderer die Mehrheit der deutschen Mennoniten.

Die Vertreibung aus ihrer ursprünglichen Schweizer Heimat machte auch die Familie von Gary Waltner zu Migranten über die Kontinente.

Historische Bilder und Drucke:

Menno Simons war einer der führenden Vertreter der Täuferbewegung und wurde zum Namensgeber der Mennoniten.
Beispiele mennonitischer Tracht aus dem 19. Jahrhundert

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Über drei Generationen war die Familie in Wolhynien beheimatet. Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Russland 1870, die das einstige Privileg der Wehrdienstbefreiung auflöste, emigrierte ab 1874 etwa ein Drittel der Russlandmennoniten nach Kanada und in die USA.

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Trotz der langen Migrationswege von der Schweiz nach Frankreich, Deutschland (Rheinhessen), Polen, Russland und Amerika pflegte auch Waltners Familie die deutsche Sprache, das Amerikanische lernte er erst in der Grundschule.

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Wie in vielen deutschen (Dorf)-Schulen der 1940er und 1950er Jahre saßen auch in den bevölkerungsarmen Gegenden der USA Kinder der ersten bis achten Klasse gemeinsam in einem Schulsaal. Für den Schulbesuch bestritten die Kinder in den Weiten von South Dakota ihren täglichen Schulweg auf ungewöhnliche Art.

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Nach der Grundschule wechselte Gary Waltner auf die mennonitische High School »Freeman Academy« in South Dakota, die alle Schüler der Gemeinde besuchten. Schon früh begeisterte ihn die mennonitische Geschichte, die eines der Pflichtfächer war. Und Geschichte sollte sich auch weiterhin wie ein roter Faden durch seinen Lebensweg am mennonitischen College ziehen. Nach dem Abschluss wartete der Wehrdienst auf ihn. Da Mennoniten zu den Friedenskirchen zählen, die sich an Gewaltlosigkeit und Pazifismus orientieren, verweigerte der Collegeabsolvent den Wehrdienst, denn er gehörte zu dem Jahrgang, der von der Wiedereinführung der Wehrpflicht in den USA 1948 mit Beginn des Kalten Krieges betroffen war. Unbedingt wollte Waltner seinen Zivildienst im Ausland leisten. Er wandte sich an das Mennonite Central Commitee (MCC), das es vielen Interessierten ermöglichte, ihren Zivildienst auch außerhalb der USA auszuführen. Gerne wäre der weltoffene, junge Lehrer nach Kreta gereist, doch gab ihm das MCC die Empfehlung, aufgrund seiner Fachkompetenz und der deutschen Sprachkenntnisse ins Rheinhessische, der früheren Heimat seiner Familie, zu gehen.

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Vieles, was er in Rheinhessen und anschließend im pfälzischen Weierhof, einer Mennonitensiedlung in der Pfalz nahe Bolanden vorfand, war ihm aus der gelebten Familientradition bekannt. Trotz allem verließ er noch einmal seine deutsche Wahlheimat um an der High School in South Dakota Geschichte zu unterrichten. Vielleicht hätte er Deutschland für immer den Rücken gekehrt, wäre er nicht doch der Liebe wegen 1967 zurückgekommen. Mit seiner Frau Gisela, die Lehrerin am Gymnasium Weierhof war, baute er ein Haus und wurde heimisch. Er bekam die Gelegenheit, bei den in Deutschland stationierten amerikanischen Streitkräften in den Schuldienst zu treten und war dort für drei Jahrzehnte als Lehrer und Schulleiter tätig.

1974 übernahm Gary Waltner die Leitung der mennonitischen Forschungsstelle Weierhof, die sich seit 1968 in den oberen Räumen des dortigen Gymnasiums befand. Die stetig wachsende Sammlung erforderte neue Räumlichkeiten, da die Kapazität im Schulhaus erschöpft war.  

1998 wurde der Neubau einer Bibliothek mit einem Archiv fertig gestellt, das rund 16.000 Titel umfasst. Die Finanzierung des Baus ermöglichten die Mitglieder und Freunde der Forschungsstelle. Sie ist die einzige Einrichtung in Deutschland, die gezielt Materialien zur Geschichte der Mennoniten/Täufer, aber auch der Amischen, Hutterer und Russland-Mennoniten sammelt.[1]

Die meisten der Interessierten, die die Forschungsstelle besuchen, gehören nicht der mennonitischen Glaubensbewegung an. Häufig sind sie auf der Spurensuche nach ihren einstigen, mennonitischen Vorfahren. Auch zahlreiche Schüler und Studierende suchen das Archiv mit seiner einzigartigen Sammlung auf.

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Und wo fühlt sich der Weltenbürger Waltner letztlich zuhause?

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