Cattolica – Arrivo! Einmal Ludwigshafen und zurück?

Ein Film von Georg Wenz und Jürgen SchaafAm 20. Dezember 1955 unterschrieben Bundesarbeitsminister Storch, Botschafter von Brentano und der italienische Außenminister Martino in Rom das bilaterale Anwerbeabkommen. Damit sollte die Zuwanderung italienischer Migranten nach Deutschland über Anwerbebüros der Bundesanstalt für Arbeit in Italien organisiert werden. Dem Aufruf folgten bis zum Anwerbestopp 1973 auch rund 4000 Arbeiter aus dem kleinen sizilianischen Ort Cattolica Eraclea und fanden mit ihren Familien in Ludwigshafen a. Rhein eine neue Bleibe.

Doch welche Auswirkungen hatte diese Migration auf die Stadt nordwestlich von Agrigent? Wie hat die Kleinstadt den Aderlass verkraftet? Wie hat sie sich im Laufe der Jahre auf die Veränderungen eingestellt? Wie geht sie heute mit den Heimkehrern um und wie mit denen, die lediglich den Sommer dort verbringen, kurze Zeit später aber wieder nach Norden abreisen?

Menschen verschiedener Generationen erzählen in der Dokumentation über ihr Leben zwischen zwei Heimaten. Sie berichten von den Anfängen der Arbeitsmigration, von persönlichen Schicksalen und von der Rückkehr in ihre nicht mehr ganz vertraute Stadt.

 

Domenico Dangelo

Den inneren Blick auf den Wandel werfen Dr. Nino Aquilino, Bürgermeister von Cattolica Eraclea und Domenico Dangelo, dessen Vater in den 1960er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kam.

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Dr. Nino Aquilino

Domenico Dangelo mit Dr. Nino Aquilino (re), Bürgermeister von Cattolica Eraclea: »Es ist nicht einfach, Bürgermeister dieser Stadt zu sein aus der mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausgewandert ist um ihr Glück im Ausland suchen«.

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Santina Maggio

Im Alter von 19 Jahren verließ Santina Maggio vor rund 30 Jahren ihre Heimat, um in Ludwigshafen zu arbeiten. Dennoch ist für sie Cattolica Eraclea nach wie vor Heimat, hier sind ihre Wurzeln.

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Santo Russo

In jedem Sommer besucht er seine Großeltern und die Freunde in Cattolica Eraclea. Trotz seiner sizilianischen Wurzeln ist seine Mentalität deutsch. Seine Geburtstadt Ludwigshafen ist für Santo Heimat.

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Vincenzo Mulone

Er wurde in Cattolica Eraclea geboren, der Vater verdiente bei BASF in Ludwighafen sein Geld. Nach einiger Zeit holte er die Familie nach Deutschland, doch das Familienleben war durch Zerwürfnisse und das Leben in zwei Heimaten geprägt.

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Anna Lisa Ferraro

Die Schülerin träumt davon, Ballerina zu werden und sobald als möglich mit ihren Eltern nach Ludwigshafen zurückzukehren.

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Don Nazzareno

Die christliche Tradition ist in Cattolica Eraclea tief verankert. Viele Menschen, die in Deutschland wohnen, fühlen sich mit Cattolica Eraclea noch immer sehr verbunden, und wollen Feste wie Taufe, Kommunion oder Hochzeit hier mit ihren Großeltern und Familienangehörigen feiern.

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Silva Burrini

Seit 1963 setzt sich die SozialarbeiterinSilva Burrini im Dienste der Caritas für italienische Gastarbeiter und ihre Familien in Deutschland ein. Ihr Besuch in Cattolica Eraclea führt sie auf den Friedhof auf dem sie einige Namen derer wiederfindet, die sie einst in Deutschland betreute. Sie ließen sich wie zahlreiche andere nach dem Tod in ihre ursprüngliche Heimat überführen.

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Dr. Nino Aqulino

»Heute nimmt Cattolica Menschen auf, die nicht aus Europa stammen«.

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Über das Projekt

Die Idee für dieses Filmprojekt wurde bei einem Sizilienaufenthalt 2005 geboren und bildete den Abschluss eines Gemeinschaftsprojektes zur italienischen Migrationsgeschichte der Evangelischen Akademie der Pfalz, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sowie Kultur-Rhein-Neckar e.V. Die Ergebnisse wurden ebenso wie Cattolica Arrivo! im Rahmen der Ausstellung »Anelino« im Stadtmuseum Ludwigshafen 2005/2006 präsentiert.

Was 1955 mit dem ersten Anwerbevertrag zwischen der deutschen und der italienischen Regierung begann, hat im Lauf der Jahrzehnte das Leben vieler Menschen in Bahnen gelenkt, die so weder von ihnen noch von den beteiligten Regierungen oder der Aufnahmegesellschaft in dieser Form geplant waren.

Obwohl im Laufe der Jahrzehnte die mediterrane Lebens-Kultur der ehemaligen »Gastarbeiter« in vielen Bereichen positiv prägte, sind jene Menschen, die kamen, um zu arbeiten und die blieben nur vereinzelt zu Wort gekommen. Und dies, obwohl die Geschichte der Arbeitsmigration zum Verstehen und zur Gestaltung der eigenen sozi-kulturellen Gegenwart so wichtig ist, wie sie für einen Entwurf der Zukunft im Rahmen einer vergrößerten Europäischen Union nötig ist.

Das Projekt zur Zeitzeugenarbeit soll zum Verständnis der Historie beitragen. Es fragt nach den Geschichten und Erinnerungen ebenso wie nach den Erfahrungen und Veränderungen im Leben der ersten und der zweiten Einwanderergeneration. Das Augenmerk liegt mit den italienischen Migrantinnen und Migranten auf einer der größten Gruppen unter den Zugezogenen. Sie waren die ersten, die im Nachkriegsdeutschland angeworben wurden. Und ihre Geschichte ist geprägt von äußerst bewegten Migrationsprozessen, deren treibende Kraft, der Geist der Rückkehr, das Verhältnis zum Leben in Deutschland nachhaltig beeinflusste. Doch während Familien teilweise über Jahrzehnte hinweg zwischen Italien und Deutschland pendelten, um letztlich die geplante Rückkehr tatsächlich zu vollziehen, wurde sie von anderen als Mythos und große Lebensillusion empfunden.

Ob ihre Integration geglückt ist, bleibt den Aussagen der Interviewten und dem Urteil der Zuschauer der erstellten Dokumentationen überlassen. Schon lange gelten »die Italiener« nicht mehr als »Problemgruppe«. Die anfänglich beträchtlichen Feindseligkeiten und vor allen Dingen verbalen Abwertungen haben sich längst in ihr Gegenteil verwandelt. Überproportionale Schulabbrüche und beharrliche Klischees lassen auf der anderen Seite jedoch das Verhältnis zur Einwanderergesellschaft genauer in den Blick nehmen. Dergestalt werden die Interviewaussagen relevant für die Divergenz zwischen den Lebensentwürfen der Migranten und den Erwartungen und Deutungen der Mehrheitsgesellschaft. Die Filmdokumentationen verstehen sich deshalb nicht als ein Beitrag zur Ausbildung und zum Erhalt eines »Migrantengedächtnisses«, sondern wollen im Zusammenspiel von Selbst- und Fremdverständnis die komplexen Entwicklungslinien von Migration und Integration im Alltag verfolgen. Dass sie dabei hellhörig ebenso auf Harmonisierungen wie auf scheinbar Unspektakuläres achten, ist Teil der intendierten kritischen Durchdringung von Klischees. (Dr. Georg Wenz)

Eine Co-Produktion der Evangelischen Akademie der Pfalz, Musik+Medienwerkstatt Prot. Dekanat Germersheim, elkmedia Speyer. Gefördert durch die Ausländerbeauftragte des Landes Rheinland–Pfalz (© 2005-2006)

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